Azoren kulinarisch

Sättigend und bodenständig

Handfeste, gehaltvolle Gerichte zeichnen die traditionelle Küche der Azoren aus. Fisch (Peixe) und Fleisch (Carne) halten sich dabei die Waage. Auf den kleinen Inseln, wo der Bauer nichts isst, was er nicht kennt, fallen die Gerichte am simpelsten aus – dort bekommt man Fisch mit Kartoffeln und gekochtem Gemüse, einen großen Fleischlappen mit Spiegelei und Pommes oder einen herzhaften Eintopf mit Bohnen und Chouriço.

Experimenteller und teils sogar sehr niveauvoll geht es auf den besser erschlossenen Inseln wie São Miguel, Terceira oder Faial zu. Dort kann man mittlerweile sogar in überaus stylishen Lokalen essen. Ansonsten sitzt man meist, typisch portugiesisch, in recht nüchternen Speisesälen.

Achtung: Die Azoreaner langen ordentlich zu – nicht selten reicht eine Portion für zwei! Mittags werden in vielen Lokalen Büfetts aufgebaut – günstig und vielfältig.

Aus dem Meer

Wer auf Fisch steht, wird sich auf den Inseln wie im Paradies fühlen. Thunfisch, Blaumaul, Meeraal, Achselfleckbrasse, Sardinen – was wird nicht alles vor der Küste der Inseln gefischt. Das Meeresgetier landet nicht nur in der Pfanne, sondern auch in schmackhaften Eintöpfen wie der Caldeira de peixe.

Pocken und Schnecken: Unbedingt kosten sollte man auch den beliebten, in Rotwein geschmorten Oktopus-Eintopf (Polvo guisado). Eine Delikatesse sind zudem Lapas (biologisch korrekt die Gemeine Napfschnecke), deren orangefarbenes Fleisch nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich an das von Muscheln erinnert. Probieren sollte man auch Cracas (Seepocken → Foto) oder Canilhas (Herkuleskeulen).

Problem Frischfisch: Auf den bevölkerungsärmeren Inseln ist es nicht immer einfach, frischen Fisch oder frische Meeresfrüchte in den Restaurants zu bekommen. Mal gibt es Fisch im Übermaß, mal gar nicht – Frischfisch kann nicht herbeigezaubert werden, wenn in den Tagen zuvor die See zu rau für Ausfahrten war. Auf Inseln wie São Miguel wird Fisch auch eingeflogen.

Im Käseparadies

Die Azoren sind bekannt für ihren Käse (Queijo). Die glücklichen Kühe auf den Hochlandweiden der Inseln liefern eine unglaublich hochwertige Milch mit viel Omega-3-Fettsäure. Aus dieser Milch wird hervorragender Rohmilchkäse hergestellt, je nach Reifegrad schmeckt er mild, würzig oder pikant. Der beste Käse kommt von São Jorge, mehr dazu auf S. 373. Als Vorspeise reicht man zudem auch einen weißen, leicht wabbeligen Frischkäse, der mit Piri-Piri-Soße beträufelt wird. Vorsicht: Das azoreanische Chilisößchen hat es in sich!

Ohne Fleisch, Fisch und Käse

Das ist nicht ganz so einfach. Vegetarier fühlen sich auf den Azoren zuweilen wie Punkrockfans in einem Klassikkonzert, von Veganern ganz zu schweigen. Es gibt auf den Inseln bislang nur wenige Lokale, die sich explizit an Vegetarier und Veganer richten. Wer auf sämtliche tierische Produkte verzichtet, braucht in vielen Lokalen, v. a. auf den kleineren Inseln, die Speisekarte gar nicht erst aufklappen, zumal in der traditionellen Küche selbst für Beilagen wie Bratkartoffeln häufig Schweineschmalz als Bratfett verwendet wird. Mit Glück findet man hin und wieder Gerichte wie Gekochte Kartoffeln mit Ei. Fündiger wird man auf den größeren Inseln, wo junge Küchenchefs durchaus auch kreative vegetarische und vegane Gerichte kredenzen. Oder man brutzelt und grillt sich selbst etwas – die traumhaft gelegenen Picknickplätze laden nur so dazu ein.

Und was trinkt man so?

Viel Kaffee. Wenn Sie es den Bauern gleichtun wollen, frühmorgens mit einem Schnaps. Die Kaffeekultur ist ausgeprägt, einen Espresso, zu dem die Azoreaner einfach café sagen, bekommt man schon für 0,80 €.

Wein: Azoreanischer Wein ist grundehrlich und in der Regel trocken, angebaut wird er v. a. auf São Miguel, Graciosa und Pico. Der Azorenwein schlechthin ist der Vinho de Cheiro, ein fruchtiger Rotwein, der wegen seines hohen Alkaloidgehalts nicht in die EU exportiert werden darf.

Bier und Softdrinks: Auch Bier wird auf den Azoren gebraut, allerdings nur auf São Miguel. Wer lieber alkoholfrei unterwegs ist, aber ein lokales Getränk probieren möchte, dem sei Kima, eine auf São Miguel hergestellte Limo in den Geschmacksnoten Ananas oder Maracuja empfohlen.

Mehr Infos zu allen Getränken, zum Wein.

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