Michael Müller Verlag Logo
mmtravel | WEB-APP
Istanbul

Ausgehen

Clubben am Bosporus

Egal ob Sie Punkrock, Türkpop, Ethno, elektronische Beats oder orientalische Klänge bevorzugen – live oder vom Plattenteller –, dem Clubbing steht am Bosporus nichts im Wege. Selbst wenn nur jeder tausendste İstanbuler am Abend das Nachtleben auskosten wollte, wären das hochgerechnet schon weit mehr als 15.000 Menschen, die nächtens durch die Clubs zögen. Es sind aber weit mehr, und dementsprechend zeigt sich auch das Angebot. Es reicht von schummrigen Pinten, wo melancholische Volksweisen mit schmerzverzerrtem Gesicht geträllert werden, bis hin zu exklusiven Open-Air-Clubs mit Blick über die nächtliche Skyline der Stadt. Trotz allerlei Schikanen: Nie konnte die AKP-Regierung der Partyfreudigkeit der İstanbuler Einhalt gebieten, ganz im Gegenteil …

Beyoğlu: Shisha und Cocktail

Zentrum des Nachtlebens auf europäischer Seite ist Beyoğlu, einst der İstanbuler Treff der wilden Flaneure der Nacht. Doch nach den Gezi-Protesten und dem Putschversuch machten viele Clubs und Kneipen dicht oder zogen um nach Kadıköy (s. u.). An ihre Stelle traten alkoholfreie Shisha-Bars und golden-glitzernde Teesalons – sie sind ein Anziehungspunkt für Touristen aus islamischen Ländern und syrische Flüchtlinge, die das Nachtleben Beyoğlus mittlerweile mitbestimmen. Doch noch immer gibt es in Beyoğlu lässige Weinbars, unprätentiöse Bierkneipen und eine ganze Reihe von elitären Rooftop-Locations, in die nicht jeder eingelassen wird. Auch die meisten queeren Bars und Clubs sind in Beyoğlu zu Hause.

Beşiktaş: Efes oder Tuborg?

In Beşiktaş kann man sich gemütlich in den Abend hineintrinken. In vielen der rustikalen Bierkneipen im lebhaften Basarviertel und im unteren Bereich des Barbaros Bulvarı geht die Happy Hour von 13 bis 18 Uhr … Etwas gehobener sind die Bars und Restaurants im Viertel Akaretler nördlich der Fähranlegestellen.

Kuruçeşme: Treffs der Schickimickis

Edel geht die Welt zugrunde ... In den sündhaft teueren Clubs von Kuruçeşme, die teils direkt am Bosporus liegen, zumindest aber Bosporusblick haben, trifft sich der İstanbuler Geldadel. Ein Schaulauf der Auto-Protzer und ihrer schnieke gewandeten Highheel-Damen mit aufgespritzten Lippen. Harte Türen!

Kadıköy: Alternativ und lässig

Kadıköy auf der asiatischen Seite hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem richtigen Feierbiest entwickelt. Mittlerweile ist der liberale Stadtteil der place to be für die gebildete, coole und alternative Klientel. Lässige Pichelstuben gibt es dort genauso wie DJ-Bars, wo der aktuelle Bosporus-Sound gespielt wird. In den Gassen des hafennahen Zentrums und in der Barlar Sokağı, der Bargasse etwas weiter landeinwärts, ist an Wochenenden kaum ein Durchkommen mehr, genauso am Mittwochabend, dem Ausgehtag unter der Woche. Dann feiert die Crowd, als gäbe es kein Morgen.

Nightlife à la turca

Wer auf der Suche nach orientalischen Klängen ist, sollte mal einer Türkü-Bar oder einem Fasıl-Restaurant einen Besuch abstatten. In den gemütlichen Türkü-Bars treten Alleinunterhalter oder kleine Combos auf und singen zu den Klängen der Saz, einer Langhalslaute, Lieder von auswegloser Liebe und dem Leben auf dem Lande. Die Bars sind bei den liberalen Aleviten sehr beliebt, oft wird getanzt.

Fasılmusik hingegen, die ihre Ursprünge in der osmanischen Palastmusik hat und oft von Roma vorgetragen wird, hört man vornehmlich in Meyhanes, den feuchtfröhlichen Lokalen, wo man Rakı trinkt und Meze isst. Meyhanes findet man z. B. geballt in der Nevizade Sokak von Beyoğlu. Die Musiker ziehen dabei von Tischgemeinschaft zu Tischgemeinschaft und beschallen diese mit Zither, Handtrommel und Tamburin. Natürlich wollen sie entlohnt werden, dies gilt übrigens auch für die Musiker der Türkü-Bars.

Damsız girilmez

In vielen Clubs und Bars ist Männergrüppchen oder männlichen Einzelpersonen der Zutritt versagt. „Damsız girilmez“, „Eintritt ohne weibliche Begleitung verboten“ steht dort oft schon am Eingang. Eine Regel, die in der türkischen Machogesellschaft absolut sinnvoll ist.

Zurück