Orientiert in Köln

Der Rhein

Der Rhein gilt als Kölns Lebensader – ein Spaziergang an der Promenade oder eine Bootsfahrt auf dem Fluss ist ein Muss für jeden Besucher. Berufskölner kennen die Namen der Rheinbrücken auswendig. Einige tragen das typische Kölner Brückengrün, eine Chromoxidfarbe, die 1929 die Bayer AG fertigte. Den Auftrag erteilte Oberbürgermeister Konrad Adenauer, weshalb Volkes Zunge den Anstrich als „Adenauer-Grün“ bezeichnete. Wahrzeichen unter den Flussübergängen ist die Hohenzollernbrücke, ein Industriedenkmal aus Gusseisen, das den Hauptbahnhof mit dem Messegelände in Deutz verbindet.

Der Fluss ist aber auch Gefahrenquelle. Immer wieder war Köln von Hochwasserkatastrophen betroffen, die sich ins kollektive Gedächtnis einbrannten. Am „Kölner Pegel“ in der Altstadt lässt sich der Wasserstand wie bei einer Uhr ablesen.

Schäl Sick

Bis ins 19. Jh. mussten Kölner ohne Rheinbrücke auskommen, das andere Ufer war nur mit der Fähre erreichbar. In der Antike siedelten die Römer linksrheinisch, während rechtsrheinisch das germanische Barbarenland lag. Der Antagonismus blieb erhalten: Während sich im Mittelalter hüben die Stadt des Erzbischofs und der katholischen Bürgerschaft entwickelte, siedelten drüben die Heiden. Und im 20. Jh. soll Konrad Adenauer die Vorhänge im Abteil zugezogen haben, sobald der Zug über die Brücke nach Deutz fuhr. Für ihn begann jenseits des Flusses Sibirien.

Seit jeher beäugten Kölner das andere Ufer argwöhnisch: Die „Schäl Sick“ ist die falsche, scheele oder schielende Seite. Lange hielt sich die Legende, die Pferde, die einst Boote auf Treidelpfaden stromaufwärts zogen, als Schutz vor der blendenden Sonne links eine Augenklappe trugen. Logisch ist diese Erklärung nicht; es ist nicht einmal erwiesen, dass die Pferde überhaupt Scheuklappen trugen. Heute ist das rechtsrheinische Köln wieder salonfähig. Projekte wie die neue Messe oder die Kölnarena werteten das andere Ufer auf.

Kölner Ringe

Von der mittelalterlichen Stadtmauer sind nur noch wenige Reste erhalten. Sie machte im 19. Jh. einem breiten Ringboulevard Platz – den „Ringen“. Der Plural bürgerte sich deshalb ein, weil die Ringe auf unterschiedliche Namen hören. Sie trennen die Altstadt von der Neustadt.

Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Boulevard eine Prachtmeile mit mondänen Hotels, Theatern und Museen. Die Ringe sind heute im Wesentlichen eine Hauptverkehrsader. Nur noch wenige Abschnitte lassen das einstige Metropolenflair erkennen, am ehesten der Kaiser-Wilhelm-Ring und der Ubierring.

Innenstadt

Innerhalb der Ringe befinden sich die meisten Attraktionen, allen voran der Dom. Auch die Museumsflaggschiffe liegen zwischen Rhein und Ring. Altstadt im engeren Sinn ist das schmale Areal zwischen Dom und Fluss, eine vor Gemütlichkeit strotzende Puppenstube mit zahlreichen Skurrilitäten aus der Lokalhistorie. Die Brauhäuser buhlen mit frisch gezapftem Kölsch und rheinischer Küche um Kundschaft.

Der größere Teil der Innenstadt entspricht der antiken Römersiedlung und ist heute das Geschäftszentrum. Viele Gebäude wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren im nüchternen Stil der Zeit hochgezogen – teils von zweifelhafter Ästhetik. Wären die rheinischen Frohnaturen nicht, die die Stadt mit Leben füllen, würde man das Zentrum schwerlich als hübsch empfinden.

Flair vermittelt die Südstadt rund um Chlodwigplatz und Severinstorburg. Das urkölsche Viertel bietet, was urbane Lebensqualität ausmacht: geschmackvolle Läden, einladende Cafés und atmosphärisch reiche Straßen.

Jenseits der Ringe

Die Neustadt wurde seit Ende des 19. Jh. im Stil der Gründerzeit erbaut. Wer dem typisch Kölner Milieu auf die Spur kommen möchte, ist im Belgischen Viertel, rund um den Zülpicher Platz oder im Agnesviertel richtig. Auch Nachtschwärmer fühlen sich in der Neustadt besser aufgehoben als in der Altstadt. Im Westen endet die Gründerzeitstadt am Bahndamm und am Inneren Grüngürtel.

Stadtauswärts schließen sich in jüngerer Zeit entstandene oder durch Eingemeindung hinzugekommene Stadtteile an. An der Peripherie fällt der Gegensatz zwischen dem mondänen Süden und den sozialen Brennpunktvierteln im Norden auf. Während in Marienburg eine Villenkolonie die Blicke auf sich zieht, befindet sich in Chorweiler die größte Hochhaus-Plattensiedlung Nordrhein-Westfalens.

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