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Kalabrien und Basilikata
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Kalabrien und Basilikata

Orientiert in Kalabrien & Basilikata

… eine unbekannte Schöne

Kein Flughafen, keine (richtige) Autobahn, dünn besiedelt – die Basilikata ist die wohl unbekannteste aller süditalienischen Regionen und touristisch weitgehend Terra incognita. Sie liegt eingeklemmt zwischen Apulien, der Hacke, und Kalabrien, der Spitze des italienischen Stiefels, hat einen kleinen, aber bezaubernden Steilküstenabschnitt am Tyrrhenischen Meer im Westen und einen nur unwesentlich längeren, vornehmlich flachen Küstenabschnitt am Ionischen Meer im Osten. Im nahezu flächendeckend hügeligen bis gebirgigen Binnenland liegen die fruchtbare Landschaft um den erloschenen Monte Vulture, die bizarre Felslandschaft der Dolomiti Lucane und der mächtige Gebirgszug des Pollino Lucano, der sich auf dem Gebiet Kalabriens fortsetzt.

… auch als Lukanien bekannt

Weite Teile der heutigen Basilikata liegen auf dem Gebiet der historischen Landschaft Lukanien (ital. Lucania), die nach dem dort lebenden italischen Volk der Lukanier benannt war und bis nach Kampanien und Apulien reichte. Die Bezeichnung Basilikata kam erst im 10. Jh. auf, als das Gebiet unter der Herrschaft byzantinischer Provinzfürsten („Basilikos“) stand. Dennoch bezeichnet man Bewohner der Basilikata bis heute als lucani, spricht von einer festa lucana, von prodotti lucani oder tradizione lucana und so fort. An die „lukanische Herkunft“ der Basilikata erinnern auch geografische Bezeichnungen wie Dolomiti Lucane oder Pollino Lucano.

… Heimat der Kulturhauptstadt Europas 2019

Unbestritten bedeutendster Ort des „unbekannten Landes“ Basilikata ist Matera, Hauptstadt einer der beiden Provinzen, in die die Region administrativ unterteilt ist. Grund für ihren vergleichsweise hohen Bekanntheitsgrad ist die archaische Architektur ihrer Altstadt, die gebietsweise aus einem Labyrinth in Tuffstein geschlagener Wohnhöhlen besteht. Die seit Urzeiten besiedelten, zwischenzeitlich zum Elendsquartier verkommenen und zwangsgeräumten Sassi (= Steine) di Matera sind mittlerweile längst restauriert und wieder zum lebendigen Stadtviertel geworden. Ihr kulturhistorischer Wert ist 1993 mit der Aufnahme in die Welterbe-Liste der UNESCO gewürdigt worden, gut zwei Jahrzehnte später waren die Sassi das ausschlaggebende Kriterium für die Ernennung Materas zu Kulturhauptstadt Europas 2019.

… filmreif und fotogen

Nach ihrer Zwangsräumung in den 1960er-Jahren waren die Sassi Lichtjahre von jedweder Ehrung entfernt, wurden im Gegenteil als „Schande Italiens“ geschmäht und dem Verfall preisgegeben. Aufmerksamkeit wurde ihnen dennoch zuteil: Die Filmindustrie begann sich für sie zu interessieren, ein Interesse, das sich später auch auf andere Teile der Basilikata ausdehnte. Bevorzugt wurden in der archaischen Welt der verlassenen Höhlengemäuer biblische Sujets verfilmt, so etwa Pasolinis 1. Evangelium Matthäus oder später Mel Gibsons Passion Christi. Bis heute sind in der Basilikata an die vierzig Filme gedreht worden, neben Matera dienten vor allem die sonnenverbrannten Calanchi zwischen Pisticci und Craco als Kulisse. Craco selbst, nach mehreren Erdrutschen seit 1975 vollständig evakuiert und zur Geisterstadt mutiert, war auch einer der Drehorte von Francesco Rosis Film Christus kam nur bis Eboli, der auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman Carlo Levis beruht, in dem die „lukanische Elendsgeschichte“ von Armut und Rückständigkeit literarisch verarbeitet wird.

Zum „Filmstandort Basilikata“ passt übrigens, dass Starregisseur Francis Ford Coppola lukanische Wurzeln und ein zauberhaftes Hotel in Bernalda hat.

… (k)ein Badeurlaubsziel

Die Basilikata liegt zwar an zwei Meeren, kommt aber insgesamt auf nur gut 60 Strandkilometer – das reicht schon rein quantitativ nicht aus, um sie zum Badeparadies zu erklären. Dennoch: Besonders an ihrer westlichen Meeresflanke, am Fuße der malerischen Altstadt von Maratea, hat sie einiges zu bieten, denn dort erfreut sie mit einer amalfitanisch anmutenden Steilküste und bezaubernden Buchten. Unspektakulärer ist die ionische Meereskante mit ihren weitläufigen Sandstränden vor leider hier und da arg vernachlässigten Badeorten.

Beliebt ist die lukanische Ostküste bei passionierten Campern und Freizeitkapitänen, die sich hier über schattige Plätze unter Pinien und infrastrukturell gut versorgte neue Touristenhäfen freuen.

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