Michael Müller Verlag Logo
mmtravel | WEB-APP
Kalabrien und Basilikata
Michael Müller Verlag Logo
mmtravel | WEB-APP
Kalabrien und Basilikata

Kalabrien im Profil

… die südlichste Festlandsregion Italiens

Kalabrien bildet die Stiefelspitze der italienischen Halbinsel, danach folgt nur noch Italiens größte Insel Sizilien. Getrennt sind „Festland-“ und „Inselitalien“ durch den schmalen Spalt des Stretto di Messina (Straße von Messina). Obwohl der Stretto nur zwischen drei und acht Kilometer breit ist, gibt es bis heute keine Brücke, die Kalabrien mit Sizilien verbindet. Der Hauptgrund: In der Meerenge herrscht große seismische Aktivität, sodass die Installation von Brückenstützen auf dem Meeresboden unmöglich ist.

Deutlich höher als auf Meeresniveau liegt die Grenze zum nördlichen Nachbarn Kalabriens, der Basilikata. Sie verläuft genau über dem Pollino-Gebirgszug, dessen höchster Gipfel, die Serra Dolcedorme, 2267 m in die Höhe ragt.

… zu gut 90 Prozent hügelig bis gebirgig

Der Pollino, den sich Kalabrien und die Basilikata schwesterlich teilen, ist der mächtigste von mehreren Gebirgszügen, die sich durch die Region ziehen. Nach Süden hin schließt sich die Sila an, ein von üppigen Wäldern und Seen bedecktes Hochplateau, auf dem man sich eher in der Schweiz oder im Schwarzwald als in Süditalien wähnt. Es folgt das üppig grüne Bergland der Serre, das von Buchen-, Kastanien- und Tannenwäldern geprägt ist. Den Schlussakkord setzt der wildromantische Aspromonte, der entgegen seinem Namen („rauer Berg“) nicht nur aus kargen Felsformationen besteht, sondern mancherorts mit dichten Wäldern beeindruckt und obendrein prächtige Ausblicke aufs Meer zu bieten hat. Kurzum: „Die Seele Kalabriens liegt oben“, wie es der kalabrische Verleger und Reisebuchautor Domenico Laruffa einmal so schön ausgedrückt hat.

… auf drei Seiten vom Meer umspült

Im Westen grenzt Kalabrien ans Tyrrhenische, im Osten ans Ionische Meer. Letzteres zieht sich weiter bis fast rund um die Südspitze Kalabriens, um sich auf den „letzten Metern“ zur Meerenge von Messina zu verjüngen, die die Verbindung zum Tyrrhenischen Meer herstellt. Zusammengenommen kommt die dreiseits meerumspülte Region auf knapp 800 km Küstenlinie mit Stränden, die mindestens passabel und teilweise paradiesisch sind (→ Die Strände, S. 20). Schnell zu erreichen sind sie allemal: Weil der italienische Stiefel in seiner kalabrischen Spitze so schmal ausläuft, ist kein Ort der Region mehr als 50 km vom Strand entfernt.

… vom Massentourismus bislang verschont

Schon die Bildungsreisenden des 18. und 19. Jh., die sich zu den Wiegen der Antike aufmachten, mieden die Gegend, weil sie als bitterarm und gefährlich verrufen war. Dieses Negativimage schreckte auch die wirtschaftswunderbare Urlauberkarawane, die sich ab den 1950er-/1960er-Jahren in Richtung Italien aufmachte, wurde von der lokalen Mafia-Variante, der Ndrangheta, genährt und eigentlich erst in den 2000er-Jahren korrigiert, sodass die internationale Tourismusentwicklung erst spät und eigentlich nur rund um Tropea so richtig in Gang kam.

… arm, aber gastfreundlich

Kalabriens Bruttosozialprodukt rangiert ganz unten, die Arbeitslosen- und Auswanderungsrate ganz oben auf der nationalen Skala. Die Industrie spielt keine große Rolle, und öffentliche Strukturfördergelder lande(te)n oft bei der Ndrangheta. Die meisten Kalabresen leben wie eh und je vom Oliven-, Zitrusfrucht- und Weinanbau. Viele machen mittlerweile auch in Tourismus, wobei es ihnen bisweilen an Erfahrung und Finanzen bei der Vermarktung ihrer Natur- und Kulturschätze fehlt. Da ihnen Gastfreundschaft heilig ist, machen die Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft der meisten Kalabresen allerdings so manchen infrastrukturellen Mangel wett.

… kulinarisch konkurrenzfähig

Die Region kann es allemal mit dem Rest des Belpaese aufnehmen, da hier Oliven, Wein und Zitrusfrüchte und viele andere Obst- und Gemüsesorten gedeihen. Dass Schafe, Schweine und Kühe noch in gesunder Bergluft weiden, schmeckt man bei Fleisch, Wurst und Käse deutlich heraus. Die beiden Meere liefern Fische, Schalen- und Krustentiere, die Wälder und Wiesen Pilze und Kräuter für die einfache, aber leckere cucina povera, wobei vielerorts überzeugende Neuinterpretationen von Mamas Armeleuteküche serviert werden.

Gourmets sollten noch wissen, dass inzwischen sogar fünf (Michelin-)Sterne über Kalabrien brillieren.

Zurück