Wandern am Lago Maggiore
► Eingerahmt von Bergketten erstreckt sich der Lago Maggiore, der zweitgrößte See Italiens, wie ein blauer Fjord vor dem Panorama der eisbedeckten Schweizer Viertausender. Palmen und blühende Kamelien, blumenübersäte Bergwiesen, bunt leuchtende Herbstwälder, einsame Pfade durch wilde Natur, glasklare Wildbäche in tiefen Schluchten, uralte Bergdörfer mit steingedeckten Häusern und verwinkelten Gassen, malerische Orte mit geschäftigem Treiben, einladende Strandpromenaden und Seebäder, Kirchen und Kapellen mit uralter Tradition, prächtige Villen und herrschaftliche Gärten voll subtropischer Pflanzenpracht – Wanderungen am „Lago“ bieten zu jeder Jahreszeit eine Fülle von Eindrücken.
Nur wenige Meter über dem See taucht man in eine andere Welt ein – in eine ursprüngliche, leise und entschleunigte Welt. Der bekannte Schriftsteller, Literatur-Nobelpreisträger und in der Luganer Nachbarschaft lebende Hermann Hesse beschrieb dies im Jahr 1927 treffend: „Und sobald man die Nähe der Hotels und die paar beliebtesten Ausflugsstraßen hinter sich lässt und in das steile, raue Bergland eindringt, dann ist man außerhalb Europas und außerhalb der Zeit“.
Da viele Wanderungen in diesem Führer als Halbtagestouren konzipiert sind, kann man sich fast immer beim Bad im See von den Anstrengungen erholen oder das kulturelle und kulinarische Angebot erkunden. Und dieses ist überaus vielfältig, haben doch gleich drei Regionen Anteil am See – der Schweizer Kanton Tessin und die beiden italienischen Regionen Piemont und Lombardei. Jede der drei Regionen besitzt ihre unverwechselbaren Traditionen, Feste und köstlichen Spezialitäten. ■
Die Wanderregionen am Lago Maggiore lassen sich recht gut auf Grundlage der Regionsgrenzen und der topographischen Gegebenheiten unterscheiden. Da die meisten meiner Leser von Norden kommen und auf der Gotthard- oder San-Bernardino-Route an den Lago Maggiore reisen, beginnt dieser Wanderführer auch mit dem Schweizer Teil und arbeitet sich von hier aus am Westufer nach Süden, lässt dort die flache, unspektakuläre Hügellandschaft aus und wendet sich am Ostufer wieder nach oben in den schweizerischen Nordostteil.
► Tessiner Nordufer mit Centovalli, Maggia- und Verzasca-Tal (Schweiz/CH): Nördlich von Locarno und Ascona streben die Tessiner Alpen in den Himmel. Gegliedert werden sie von tief eingeschnittenen Tälern, die sich ideal von Locarno aus ideal erkunden lassen. Nordöstlich befindet sich der von einer 220 m hohen Staumauer versperrte Taleingang des Valle Verzasca. Steile Berghänge mit zahlreichen Wasserfällen säumen den smaragdgrünen Wildfluss. Ein reizvoller Wanderweg, der Sentierone Valle Verzasca (→ Tour 2) führt durch das gesamte Tal bis zum letzten bewohnten Ort. Östlich des Taleingangs erhebt sich über der Magadino-Ebene das Felshorn des Sassariente – zusammen mit dem über eine Riesenmauer bezwingbaren Nachbargipfel der Cima di Sassello (→ Tour 1) eine lohnende Bergtour für trittsichere Wanderer. Parallel zum Valle Verzasca zieht hinter Locarno das Vallemaggia – das größte Tal der italienischen Schweiz – mit seinen zahlreichen Seitentälern in die Tessiner Alpen hinein. Am Beginn des langen Bergkammes, der die beiden Täler von-
einander trennt, wacht aussichtsreich die 1671 m hohe Cimetta (→ Tour 3) über dem See, dank ihren Attraktionen das ideale Wanderziel für Familien. Bei Klettern sind die steilen Felsplatten von Ponte Brolla am Taleingang des Vallemaggia beliebt. Oberhalb des Klettergebietes wartet mit der 795 m hohen Colma (→ Tour 4) ein herrlicher, wenig frequentierter Aussichtspunkt auf Wanderer.
Von Locarno in Richtung Westen erstreckt sich das Centovalli, ein von Schluchten durchzogenes, dicht bewaldetes Tal. Der Fluss Melezza hat sich hier im Laufe von Jahrmillionen tief in die Berge eingeschnitten. Drei kleine Bergbahnen verkürzen die Aufstiege zu aussichtsreich gelegenen Alpen und Weilern wie Costa, Monte di Comino (→ Tour 5) und Rasa. Während der breite, zerklüftete Kamm des Pizzo Ruscada das Centovalli vom Valle Onsernone im Norden trennt, grenzt das 2188 m hohe Gridone-Massiv das Tal vom Lago Maggiore im Süden ab. Mehrere Sträßchen führen vom Seeufer weit an den Hängen empor und ermöglichen den genussvollen Aufstieg zu fantastischen Aussichtslogen wie dem Rifugio Al Legn (→Tour 8) und dem Pizzo Leone (→ Tour 6). Mehr als 1000 m weiter unten schlängelt sich der Höhenweg von Brissago nach Ascona (→ Tour 7) durch die bewaldeten Bergflanken des Gridone-Massivs und bietet eine Wanderung in mediterranem Ambiente.
► Piemontesisches Nordwestufer mit Val Cannobina (Italien/I): Der Gridone markiert die Staatsgrenze zwischen dem Schweizer Tessin und dem italienischen Piemont. Auch das piemontesische Nordwestufer wird von diesem höchsten Gipfel am See dominiert. So ist der Monte Giove (→ Tour 9), der aussichtsreiche Hausberg von Cannobio, ein südlicher Ausläufer des Gridone-Massivs. Bei Cannobio mündet das lange, üppig grüne Wildbachtal Valle Cannobina in den See. Ursprüngliche Bergdörfer wie Cursolo, Orasso und Spoccia sowie ein Netz aus alten Saumwegen machen das touristisch wenig erschlossene Tal zu einem überaus lohnenden Wanderrevier. Zu Fuß lässt sich ein uralten Kulturlandschaft entdecken wie auf dem Lehrpfad zur Alpe Monte Vecchio (→ Tour 11) sowie abgeschiedene Hütten inmitten fantastischer Natur wie das Bivacco Alpe Quadra (→ Tour 10) auf der Gridone-Südseite. Südlich von Cannobio liegt in einer geschützten Bucht Cannero Riviera. Beide Orte sind durch einen alten, reizvollen Saumweg miteinander verbunden, der das mittelalterliche Dorf Carmine superiore passiert (→Tour 13). Oberhalb von Cannero Riviera lädt der lange Bergrücken zwischen Cima Tondone und Monte Carza (→ Tour 12) zu einer Kammwanderung durch Farnwiesen und Wälder ein. Faszinierende Tief- und Weitblicke beschert der 1410 m hohe Monte Morissolo (→ Tour 14), der von Verteidigungsstellungen aus dem Ersten Weltkrieg überzogen ist.
► Hinterland von Verbania mit Val d'Ossola und Val Grande-Nationalpark (Italien/I): 15 km südlich der Schweizer Grenze liegt Verbania. Die größte Stadt am See ist für ihre botanischen Gärten und Parks bekannt. Südlich davon mündet der aus dem breiten Ossola-Tal kommende Fluss Toce in den Lago Maggiore und der See weitet sich zum Borromäischen Golf. Inmitten des Toce-Deltas sticht der Granitkegel des Mont’Orfano (→ Tour 20) sofort ins Auge. Im Ersten Weltkrieg war der Granitkegel von strategischer Bedeutung, und noch heute überziehen Militärwege und Stellungen seine Flanken. Der Berg trennt das verkehrsreiche Toce-Tal vom beschaulichen Lago di Mergozzo mit dem gleichnamigen Ort. Fast 1200 Höhenmeter über dem kristallklaren See erhebt sich der Gipfel des Monte Faiè (→ Tour 19).
Dank einem weit hinauf führenden Sträßchen ist der herrliche Aussichtsgipfel auch für Normalwanderer gut zu erreichen. Jenseits prägt der mächtige, 2161 m hohe Monte Massone die Landschaft. Auf seiner Ostseite schlängeln sich geschichtsträchtige Wege bergauf zu einer einsamen Bergkapelle (→ Tour 17) in fantastischer Panoramalage.
Östlich des Val d’Ossola dehnt sich die Bergwildnis des Val-Grande-Nationalparks (→ Kasten) aus. Von Cicogna, dem einzigen ganzjährig bewohnten Dorf im Park, führt eine bequeme Wanderung auf kühner Trasse zum einstigen Holzfällerdorf Pogallo (→ Tour 18). Deutlich anspruchsvoller sind die Touren zum Monte Zeda (→ Tour 15) – mit seinen 2156 m einer der besten Aussichtsgipfel am Lago Maggiore – und zum 1564 m hohen Pian Cavallone an der Ostgrenze des Parks. Auf der sonnigen Hochebene von Premeno im Hinterland von Verbania führt eine kurze, einfache Wanderung auf den aussichtsreichen Wiesenhügel Sasso Corbè (→ Tour 16).
► Piemontesisches Südwestufer mit Mottarone-Massiv (Italien/I): Am Borromäischen Golf reihen sich die beliebten Ferienorte Baveno und Stresa aneinander, weiter im Süden folgen Belgirate und Lesa. Im Hinterland erstreckt sich zwischen dem Lago Maggiore und dem westlich davon gelegenen Lago d’Orta das Vergante. Die höchste Erhebung des bewaldeten Berggebiets bildet der 1491 m hohe Mottarone (→ Tour 22). Der erstklassige Aussichtsberg oberhalb von Stresa ist von zwei Bergstraßen und einer Seilbahn erschlossen.
Südlich des Mottarone locken noch zwei niedrigere Gipfel mit herrlichen Ausblicken, bevor die Berge in Richtung Po-Ebene in eine sanfte Hügellandschaft übergehen. Durch schattige Laubwälder und über sonnige Wiesen gelangt man unschwierig auf den 1080 m hohen Monte Falò (→ Tour 24) oder den 922 m hohen Monte Cornaggia (→ Tour 25). Ein lohnender Höhenweg für alle Jahreszeiten ist der Sentiero dei Castagni (→ Tour 23) zwischen Stresa und Belgirate.
► Lombardisches Ostufer mit Valle Veddasca (Italien/I): Im Gegensatz zum Westufer mit seinen zahlreichen Villen, Grandhotels und Parks präsentiert sich das mit Laubwäldern überzogene Ostufer rauer und ursprünglicher. Manchmal wird es deshalb etwas abfällig auch „sponda magra“(„mageres Ufer“) genannt. Vielen Wanderern kommt die Ruhe und Beschaulichkeit jedoch entgegen.
Südlich von Laveno dehnen sich hügelige Endmoränen aus, dazwischen die Seen Lago di Varese, Lago di Monate und Lago di Comabbio. Ab Laveno dominieren dann die Vareser Voralpen mit den Tälern Valcuvia, Valtravaglia und Val Veddasca das Hinterland des Lago Maggiore. Weithin sichtbar ist der steil über dem Hafen von Laveno aufragende Sasso del Ferro (→ Tour 26), den man mit einer originellen Kübelbahn erreicht. Nordöstlich des Sasso del Ferro erlauben die drei Gipfelchen der Pizzoni di Laveno (→ Tour 27) und der 1235 m hohe Monte Nudo eine abwechslungsreiche, aussichtsreiche Kammüberschreitung. Üppig grüne Vegetation mit Farnen und Lianen erwartet den Wanderer weiter nördlich am versteckten Froda-Wasserfall (→ Tour 28) bei Caldè. Zwischen den beiden Touristenorten Luino und Maccagno liegt auf einer Sonnenterrasse 400 m über dem See der Ort Agra mit seinen beiden Rundwegen zu großartigen Aussichtspunkten (→ Tour 29). Ein weiterer Parade-Aussichtsberg der Vareser Voralpen ist der 1621 m hohe Monte Lema (→ Tour 30). Der durch eine Seilbahn von der Schweizer Seite erschlossene Grenzgipfel ist bei Wanderern und Mountainbikern gleichermaßen beliebt.
Auf eine Besonderheit trifft man im wildromantischen, engen Valle Veddasca, das von Maccagno nach Nordosten emporzieht und im oberen Drittel bereits zum Schweizer Kanton Tessin gehört. Hier klammern sich die Häuser von Monteviasco (→ Tour 31) an den steilen Hang, das nur über eine Mulattiera mit unzähligen Stufen oder per Seilbahn erreichbar ist. Vom Valle Veddasca führt ein schmales Sträßchen zum Sattel La Forcora. Dank dieser „Aufstiegshilfe“ lässt sich der Bergrücken zwischen dem Monte Sirti und dem Monte Paglione (→ Tour 32) als genussvolle Halbtagestour überschreiten.
►Tessiner Nordostufer mit Monte Gambarogno-Massiv (Schweiz/Ch): Die Riviera del Gambarogno, wie der Abschnitt auch genannt wird, erstreckt sich über 10 km vom Seeanfang bei Magadino bis zur italienischen Grenze bei Zenna. Endlose Edelkastanienwälder überziehen die steilen Hänge, die vom Seeufer mehr als 1500 Höhenmeter emporsteigen. Die meisten Orte sind entweder eng an den See und die Uferstraße gebaut oder liegen auf Hangterrassen. Viele Dörfer besitzen an den Berghängen sogenannte Monti – idyllische, aussichtsreiche Almsiedlungen, die einst feste Stützpunkte beim Auftrieb des Viehs auf die Hochalmen waren und Namen wie Monti di Caviano (→ Tour 35), Monti di Sant’Abbondio oder Monti di Gerra tragen.
Von Vira, dem hübschen historischen Zentrum der Riviera del Gambarogno, schlängelt sich eine kurvenreiche Bergstraße hinauf zum 1395 m hohen Passo di Neggia, dem idealen Ausgangspunkt für die Besteigung des 1734 m hohen Monte Gambarogno (→ Tour 34) oder des 1962 m hohen Monte Tamaro (→ Tour 33). Beide Gipfel belohnen mit traumhaftem Panorama. ■
► Klima-Charakteristik: Der Lago Maggiore ist berühmt für sein ganzjährig mildes, insubrisches Klima. Dieser nach dem keltischen Stamm der Insubrer benannte Klimatyp ist typisch für die großen Südalpenseen ist. Er zeichnet sich durch eine hohe Niederschlagsmenge, sehr viele Sonnentage und eine relativ hohe, ausgeglichene Temperatur aus. Möglich werden diese Vorzüge durch die geschützte Lage des Sees und sein enormes Wasservolumen von 37 Kubikkilometer, das in der kalten Jahreszeit als riesiger Wärmespeicher fungiert. Im Winter schirmen die Alpen den See von nordatlantischen Störungen und von kalten Winden ab. Im Sommer prallen milde, feuchte Südwestströmungen gegen den Alpensüdhang und bringen der Region ergiebige Niederschläge.
► Temperaturen und Niederschläge: Die niedrigsten mittleren Tiefsttemperaturen am See werden im Januar erreicht. Mit 0,0 Grad in Verbania und 0,8 Grad in Locarno liegen sie – anders als in der Po-Ebene – nicht unter dem Gefrierpunkt. Durch den Klimawandel werden die Winter am See noch milder. Seit den 70er-Jahren nahm beispielsweise die Anzahl der Frosttage in Locarno um rund die Hälfte ab. So zeigt das Thermometer hier nur noch an durchschnittlich 30 Tagen pro Jahr Werte unter Null. Besonders mild ist es auf den Brissago-Inseln, wo nur an durchschnittlich 14 Tagen Frost herrscht.
Die Sommer am See sind heiß, durch die häufigen Winde (→ Tramontana und Inverna) jedoch selten drückend. Mit einer durchschnittlichen Höchsttemperatur von 26,9 Grad in Verbania und 27,1 Grad in Locarno ist der Juli der wärmste Monat . In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad zugenommen. Die mildernde Wirkung des Sees zeigt sich an der geringeren Jahresschwankung (Unterschied zwischen niedrigstem und höchstem Monatsmittel) im Vergleich zur Po-Ebene. Im Herbst und Winter gibt die Wasserfläche des Lago Maggiore Wärme an die Luft ab, im Frühjahr und Sommer wirkt sie abkühlend.
Auf Grund der enormen Höhenunterschiede von fast 2000 m auf wenigen Kilometern gibt es in der Region beträchtliche Klimaunterschiede. Wer vom See zu den Gipfeln hinaufsteigt oder mit einer der Bergbahnen emporschwebt, merkt schnell, dass das Klima mit zunehmender Höhe deutlich rauer wird. So liegt die mittlere Juli-Höchsttemperatur auf der 1.671 m hohen Cimetta – dem Hausberg von Locarno – nur noch bei frischen 16,6 Grad. Auf den Gipfeln sind auch im Sommer nachts durchaus Fröste möglich.
Die Region ist mit reichlich Niederschlägen gesegnet. Trotz der hohen Niederschlagssummen (1897 mm/Jahr in Locarno) ist der Lago Maggiore für seine vielen Sonnenstunden bekannt – beachtliche 2300 sind es pro Jahr in Locarno (zum Vergleich Zürich mit 1700). Eigentlich ein Widerspruch, doch die großen Mengen fallen oft geballt in heftigen Regengüssen und Gewittern, nach denen sich rasch wieder die Sonne zeigt (→ Land unter in Locarno). Diese Kombination aus Feuchtigkeit, Wärme und Licht ist die Grundlage für die üppige insubrische Flora. Besonders niederschlagsreich sind die Südstaulagen, wenn ein Tiefdrucksystem feuchte Luft vom Mittelmeer gegen die Südalpen drückt. An der Gebirgsbarriere werden die Luftmassen zum Aufstieg gezwungen, ergiebige Niederschläge sind die Folge. Diese Wetterlage sorgt auf der Alpennordseite für den berühmt-berüchtigten Föhn. Genau gegensätzlich – mit bester Fernsicht, stürmischem Wind und Sonnenschein über mehrere Tage hinweg – präsentiert sich das Wetter bei Nordföhn, wenn sich also ein Tief auf der Nordseite der Alpen staut.
Anders als im Mittelmeergebiet mit ausgeprägtem Winterregen und trockenen Sommern fallen am Lago Maggiore zwischen Mai und Oktober die meisten Niederschläge. Die Winter am See präsentieren sich im Gegensatz zum Mittelmeer trocken und sonnenreich. Mit durchschnittlich 15 heiteren Januartagen kann etwa Locarno punkten.
► Lago-Winde Tramontana und Inverna: Bei stabilem Hochdruckwetter wehen am See zwei lokale Winde. Die Tramontana setzt morgens ein und bläst bis etwa 10 Uhr aus dem Norden, die Inverna setzt üblicherweise zwischen 13 und 14 Uhr ein und bläst von Süden. Kehrt sich die Richtung der Inverna im Tagesverlauf um oder setzt der Wind aus, so deutet dies auf eine Wetteränderung hin. Weniger deutlich ausgeprägt als Tramontana und Inverna sind die sogenannten Montive – schwache Winde, die in der Nacht oder in der Dämmerung über den See streichen. Sie wehen von den Bergen durch die in den See mündenden Täler und tragen Namen wie Cannobino, Bozzasca und Mercuraghina. ■
► Wandersaison: Bei entsprechender Tourenauswahl erstreckt sich die Wandersaison am Lago Maggiore über das ganze Jahr. Und jede Jahreszeit hat hier ihre eigenen, besonderen Reize. Es lohnt sich also, den Lago auch einmal abseits der üblichen Wandermonate zu besuchen. Die großen Höhenunterschiede am See erlauben ein Wandern „zwischen den Jahreszeiten“ – zwischen schneebedeckten Gipfelregionen und blühenden Ufern. Faszinierende Kontraste inbegriffen! Außerdem lässt es sich bei allzu großer Hitze am See gut in höhere Lagen flüchten, wo die Temperaturen deutlich angenehmer sind.
Herbst: Die schönste Wanderzeit ist sicherlich der Herbst, der in der Region von September bis teils in den Dezember hinein dauert. Stabile Hochdruckwetterlagen versprechen in dieser Zeit klaren Himmel und phantastische Fernsicht. Zwischen Ende Oktober und Anfang November kommt zudem die Herbstfärbung von Buchen, Birken und Lärchen hinzu. Der „Indian Summer“ verwandelt die Wälder in den höheren Lagen in ein Feuerwerk aus Rot, Gelb und Gold. Auch reichlich Essbares findet sich am Wegesrand – Esskastanien und Pilze haben jetzt Hochsaison. Einziger Nachteil zu dieser Jahreszeit ist die kürzere Tageslänge, v. a. wenn man längere Touren liebt.
Winter: Auch die Wintermonate haben ihren Reiz. Oft sind die Temperaturen so mild, dass man in einem der Cafés am Ufer sitzen und die Sonne genießen kann. Die meisten Touristen sind abgereist und Ruhe regiert. Wer sich mit Wanderungen unterhalb von etwa 1000 m begnügt, kann auch im Winter herrliche Touren unternehmen. Beispiele dafür sind die Höhenwege über dem See (Touren 7, 13, 23). Durch das fehlende Blätterdach kommt man nun selbst im Wald in den Genuss toller Ausblicke. Nach einem Wintereinbruch im Januar oder Februar kann es vorkommen, dass kurzzeitig auch die Uferregionen schneebedeckt sind, dies ist jedoch eher die Ausnahme. Besonders romantisch ist die Weihnachtszeit, wenn allerorts die Gassen geschmückt sind und sich die Weihnachtsbeleuchtung im See spiegelt. Beachten sollte man bei einem Wanderurlaub im Winter jedoch, dass viele Restaurants und Hotels zu dieser Zeit geschlossen haben und damit nur eine begrenzte Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung steht.
Frühling: Wer die Blütenpracht am Lago Maggiore in ihrer ganzen Schönheit erleben will, plant seinen Wanderurlaub am besten im Frühjahr. Der Reigen beginnt bereits Anfang März mit Mimosen, Forsythien und Christrosen, bald darauf folgen Kamelien, Magnolien und Azaleen. Im Mai blühen auf zahlreichen Bergwiesen die Narzissen (→ Touren 10, 30). Nicht versäumen sollte man zu dieser Jahreszeit den Besuch eines der zahlreichen botanischen Gärten am See. Die landschaftlichen Kontraste sind im Frühling besonders ausgeprägt – während am Ufer die Vegetation üppig sprießt, präsentieren sich die Gipfel noch schneebedeckt. In den Straßencafés herrscht reges Treiben und auf den aussichtsreichen Pisten von Cimetta und Mottarone tummeln sich die Skifahrer. Die Luft ist oft kristallklar und die Fernsicht ausgezeichnet. Ab Mitte März taut der Schnee auf den Südhängen ab. Im April lassen sich südseitig bereits erste Gipfel bezwingen, während die Nordseiten der Berge noch gefroren sind. Im Mai zieht sich der Schnee auch in den Hochlagen rasch zurück und gibt vielfältige Tourenmöglichkeiten frei. Allerdings ist der Mai auch der Monat mit den meisten Niederschlagstagen.
Sommer: In den warmen Monaten kann eine Wanderung in tieferen Lagen auf Grund der hohen Temperaturen schnell schweißtreibend werden – dafür wartet aber anschließend die verdiente Abkühlung im See oder in einem der glasklaren Gebirgsbäche. Im Lauf des Tages verhindert Dunst oft den ersehnten Tief- und Weitblick. Vor allem bei langen Touren sollte man die Gewittergefahr (→ „Alpiner Wetterbericht“) im Hinterkopf behalten, die meist am Nachmittag ansteigt. Ein weiterer Wermutstropfen im Sommer ist der Touristenrummel, besonders im August zur italienischen Haupturlaubszeit sind die Uferstraßen verstopft und Parkplätze Mangelware. Doch auch diese Jahreszeit hat für den Wanderer ihre positiven Seiten: Im Frühsommer blühen die Bergwiesen, Alpenrosen, Ginster und Goldregen (→ Tour 8) tauchen die Hänge in leuchtende Farben, und die Temperaturen sind auch in den alpinen Lagen angenehm mild.
►Alpiner Wetterbericht: Eine zuverlässige Wettervorhersage für die Region liefert das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz mit seinem Wetterbericht für die Alpensüdseite und das Engadin unter www.meteoschweiz.ch. Italienischsprachig, aber ebenfalls sehr genau ist die Wetterprognose von www.3bmeteo.com. ■
Vor etwa 200 Millionen Jahren zerbrach der Superkontinent Pangäa in mehrere Platten. In der Folge begannen die europäische und die afrikanische Platte auseinanderzudriften. In den Zwischenraum zwischen den Platten drang Meerwasser ein und es entstand das sogenannte Thetys-Meer. In dem zunächst seichten Küstenmeer bildeten sich durch Bewegungen der Erdkruste tiefere, durch Landbrücken getrennte Sedimentationsbecken – genannt Helvetikum, Penninikum, Ostalpin und Südalpin. In diesen Becken lagerten sich kalkhaltige Muschel- und Korallenschalen sowie Sand, Ton und Schotter ab. Diese Sedimente wurden im Laufe der Zeit durch Druck und Hitze zu den Gesteinsarten umgewandelt, aus denen heute der Großteil der Alpen besteht.
In der Kreidezeit vor etwa 130 Millionen kehrte sich die Triftbewegung um, und der afrikanische Kontinent begann, sich auf den europäischen zuzubewegen. Die ozeanischen Gesteine des Tethys-Meeres wurden zusammengeschoben und tauchten unter das Festland des afrikanischen Kontinents ab. Vor etwa 50 Millionen Jahren kam es schließlich zur Kollision der Kontinente. Bei der nun einsetzenden, sogenannten alpidischen Faltung wurden unter Einwirkung unvorstellbar großer Kräfte teils 100 m dicke Gesteinsmassen zusammengefaltet und über andere Platten geschoben. Die gefalteten Gesteinsplatten übten auf Grund ihrer großen Dichte einen starken Druck nach unten in den Erdmantel aus. Als Ausgleich dieses Drucks kam es zur Aufwölbung von Gesteinen aus der Tiefe und zur Gebirgsbildung, die bis heute anhält.
Die Kollisionszone der afrikanischen und der europäischen Platte zieht sich als 700 km lange Störungslinie, die sogenannte periadriatische Naht, von West nach Ost durch die Alpen. Ein Teilstück dieser „Naht“ ist die Insubrische Linie. Sie verläuft am nördlichen Lago Maggiore vom Passo San Jorio durch die Magadino-Ebene und über die Cimetta (→ Tour 3) ins Centovalli und markiert die Grenze zwischen den Süd- und den Zentralalpen. Durch die Plattenkollision kam es hier zu gewaltigen Gesteinsverschiebungen: das Nordtessin wurde um ca. 25 km gegenüber dem Südtessin angehoben und um rund 60 km gen Osten versetzt. Gesteinspakete aus bis zu 120 km Tiefe – aus dem heißen Erdmantel – gelangten dabei an die Erdoberfläche. Das erklärt, warum nördlich der Insubrischen Linie besonders viele metamorphe Gesteine zu finden sind, also Gesteine deren Struktur beziehungsweise Mineralbestand durch hohe Druck- und Temperatureinwirkung tiefgreifend verändert wurde.
Besonders landschaftsprägend ist der durch Metamorphose aus Granit oder Sandstein entstandene Gneis – am Nordende des Lago Maggiore begegnet man ihm auf Schritt und Tritt. Im Verzascatal (→ Tour 2) beispielsweise hat der Fluss den Gneis zu eindrucksvollen Felsformationen mit wunderschöner Bänderung geschliffen. Auch als Baustoff ist dieses graue Gestein allgegenwärtig – es verleiht den Steinhäusern der Bergdörfer ebenso Charme und Charakter wie den Kapellen, Brücken und Brunnen am Wegesrand. Vielerorts dient der Gneis auch als Belag für kunstvoll angelegte Wege und Pfade. Eingelagert im Gneis finden sich weitere metamorphe Gesteine wie Glimmerschiefer, Marmor oder der aus Basalt entstandene schwarz-weiß gesprenkelte Amphibolit.
Südlich der Insubrischen Linie – d. h. in den Südalpen – wurden die Gesteine während der alpinen Gebirgsbildung vor 50 Millionen Jahren kaum verformt. Hier dominieren Magmatite wie Granite und Porphyre (Gesteine, die durch Erstarrung von Magma im Erdinneren bzw. durch Abkühlung und Erstarrung von Lava an der Erdoberfläche entstehen) sowie Sedimentgesteinsabfolgen aus dem Zeitalter der Trias. Zudem kommen Gneise und Glimmerschiefer vor, die bereits bei der variszischen Gebirgsbildung vor etwa 320 Millionen Jahren entstanden waren. Am Massiv des Monte Gridone (→ Touren 6 und 8) trifft man außerdem auf seltene Gesteinsarten wie Serpentinite, Peridotite und Metagabbro. Es handelt sich dabei um Magmatite aus dem oberen Erdmantel mit geringem Silizium- und hohem Magnesium- und Eisenanteil. Zu erkennen sind diese Gesteine an ihrer dunkelgrünen bzw. ockergelben Färbung.
Am Westufer des Lago Maggiore existieren zahlreiche Steinbrüche, in denen Granit abgebaut wird. Zu den wichtigsten Granitsorten Italiens zählen der Rosa Baveno an den Hängen des Monte Camoscio (→ Tour 22) und der Bianco Montorfano bei Mergozzo (→ Tour 20). Ebenfalls von großer Bedeutung – wenngleich auch heute nicht mehr im Handel – ist der Candoglia-Marmor aus dem unteren Val d’Ossola (→ Tour 21). Das weiß-rosafarbene Gestein wird ausschließlich für den laufenden Erhalt des Mailänder Doms gewonnen.
Im Südosten des Lago Maggiore zwischen Porto Valtravaglia und Sesto Calende treten die südlichen Kalkalpen mit ihren Gipfeln wie Sasso del Ferro (→ Tour 26), Monte Nudo (→ Tour 27) und den Pizzoni di Laveno (→ Tour 27) in Erscheinung. Zu Füßen des steil aufragenden Felsenkaps der Rocca di Caldè sowie in Ispra zeugen heute noch alte Kalkbrennöfen von der einstigen Nutzung dieses Gesteins.
► Die Entstehung des Lago Maggiore: Die Entstehung des Lago Maggiore geht – wie die aller oberitalienischer Seen – auf die Eiszeiten zurück. Vor etwa 500.000 Jahren kühlte sich das Klima ab und riesige Gletscher schoben sich aus den Alpen nach Norden und Süden. Der Tessin- und der Toce-Getscher hobelten das heutige Becken des Lago Maggiore aus. Die von den vorstoßenden Eismassen mitgerissenen Gesteine wurden von den Gletschern zerrieben und als Seiten- und Endmoränen abgelagert. Vor etwa 10.000 Jahren – am Ende der Würm-Eiszeit – zogen sich die Gletscher wieder in die Alpen zurück. In dem vom Eis ausgeschürften U-Tal mit seinen steilen Flanken wurde das Schmelzwasser der Gletscher aufgestaut, da die sanften Hügel der Endmoränen nördlich von Sesto Calende als natürlicher Damm fungierten. Der Wasserspiegel des Lago Maggiore stieg und stieg, bis der Druck des Wassers sich einen Weg durch die Endmoränenlandschaft bahnte und der heutige Ausfluss des Ticino am Südufer entstand. In der Folgezeit begannen die in den See mündenden Gebirgsflüsse, das Seebecken mit Sedimenten aufzufüllen. Besonders gut zu sehen ist dieser Prozess am Nordende des Sees, wo die Flüsse Ticino, Verzasca und Maggia ausgedehnte Deltas erschaffen haben und immer noch erschaffen. Im Mittelalter lagerte der Toce an seiner Mündung in den See so viel Gesteinsmaterial ab, dass er den Westarm des Lago Maggiore abschnitt. Als Folge entstand der heutige Lago di Mergozzo. Ähnliches wird in der Zukunft dem Nordende des Sees widerfahren, denn das 6 Quadratkilometer große Maggia-Delta hat unter dem Wasserspiegel schon lange den Gegenhang erreicht.
Steigt man vom Ufer des Lago Maggiore hinauf zu den Gipfelregionen, durchwandert man innerhalb von Stunden verschiedenste Klimazonen der Erde. Grund dafür sind unter anderem die gewaltigen Höhenunterschiede von fast 2000 m auf kleinster Fläche. Die Vielfalt der Lebensräume zwischen der Uferregion mit mildem, insubrischem Klima (→ „Klima und Wandersaison“) und den Bergregionen mit rauem Gebirgsklima sowie die starken Unterschiede zwischen Nord- und Südhängen ermöglichen einen enormen Artenreichtum, der Wanderer auf Schritt und Tritt begleitet.
► Insubrische Flora (Seeufer bis etwa 1000 m): Dank dem wintermilden, äußerst niederschlagsreichen und sonnigen insubrischen Klima gedeiht eine üppige Vegetation, die sich von der mediterranen Pflanzenwelt unterscheidet, die an trockene Sommer angepasst ist. Neben den typischen Pflanzen Mitteleuropas finden wir an den Ufern des Lago Maggiore mediterrane, subtropische und atlantische Arten sowie zahlreiche ostasiatische Neophyten (→ „Invasion der Neophyten“).
Vom Seeufer bis in etwa 1000 m Höhe überziehen auf sauren Böden Kastanienwälder mit Eichen, Birken, Schwarzerlen und Eschen die Hänge. Die Edelkastanie war in der Region ursprünglich nicht heimisch, sie wurde vor etwa 2000 Jahren von den Römern eingeführt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts dienten ihre Früchte, die Maroni, den Bewohnern der Region als Grundnahrungsmittel, das witterungsbeständige Holz war als Baumaterial geschätzt. Inzwischen wurde die Esskastanie als Delikatesse wiederentdeckt. Streift man im Herbst durch die Wälder stolpert man regelrecht über die glänzenden Nussfrüchte und ihre stachligen Hüllen. Für die Gewinnung der Esskastanien wurden die Esskastanien früher in sog. Selven angepflanzt, Hainen mit bis zu 30 m hohen, weit ausladenden Bäumen, zwischen denen im Sommer das Vieh weidete. Vielerorts erzählen heute noch verwilderte Anlagen mit uralten Baumriesen von dieser Nutzungsform (→ Touren 2, 9, 11, 13, 23). Typische Vertreter im Unterwuchs der artenarmen Kastanienwälder sind Ginster, Schneeweiße Hainsimse und Salbeiblättrige Zistrose (→ Tour 4).
Auf Kalkböden stehen dagegen artenreiche Laubmischwälder, in denen die Eiche dominiert. Neben Flaumeiche, Stieleiche, Traubeneiche und Zerreiche prägt eine Vielzahl wärmeliebender Gehölze das Bild dieser Wälder – Hopfenbuche, Blumenesche, Goldregen (→ Touren 8 und 21), Blasenstrauch, Perückenstrauch, Kornelkirsche, Weichselkirsche, Weißdorn, Ulme, Linde und Stechpalme (u. a. Touren 13, 35) sind nur einige davon. Im Unterwuchs fühlen sich u. a. die weiß blühenden Christrosen und der stachelige, mit roten Beeren geschmückte Mäusedorn (→ Tour 13) wohl. Wo der Wald von Menschen gerodet wurde, dehnen sich Weinberge, Obst- und Gemüseplantagen, Getreidefelder, Wiesen und Weiden für die Viehhaltung sowie prächtige Gärten (→ „Gärten zum Verlieben“) mit üppiger Vegetation aus.
► Gebirgsflora (ab etwa 1000 m): An die Edelkastanienwälder schließen sich bis in eine Höhe von etwa 1400 m ü. M. Birkenwälder, große Haselnussbestände und ausgedehnte Buchenwälder an. Diese spenden auf vielen Wanderungen nicht nur willkommenen Schatten, sondern versprechen im Herbst auch eine reiche Pilzernte. Auf Nadelwälder trifft man oberhalb von etwa 1400 m. Sie bestehen vorwiegend aus Lärchen, daneben wachsen Fichten, Weißtannen und Kiefern. In den Bergwäldern blühen Schwalbenwurz-Enzian, Blauer Eisenhut, Große Sterndolde, Wald-Storchschnabel, Akelei, Wald-Veilchen, Alpenveilchen und viele weitere Arten. Zwischen Ende Oktober und Anfang November tragen die Birken, Buchen und Lärchen ihr buntes Herbstkleid und tauchen die Landschaft in leuchtende Gelb- und Rottöne.
Durch die großflächige Rodung für landwirtschaftliche Nutzflächen, die um 1850 ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurde die obere Waldgrenze nach unten gedrängt und die Region der alpinen Rasen stark vergrößert. Heute sind viele schlecht erreichbare Almen in Steillagen aufgelassen und der Wald erobert das einstige Kulturland zurück. Besonders offensichtlich wird dieser Prozess im Val-Grande-Nationalpark (→ Touren 15, 17, 18), wo seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Natur sich selbst überlassen ist.
Die Waldgrenze liegt heute im Mittel bei etwa 1600 m und variiert je nach Exposition. Während man auf schattigen Nordhängen bis in eine Höhe von fast 2000 m durch dichtes Krummholz mit Bergkiefern, Grünerlen, Lärchen, Zirben, Zwergwacholder und Alpenrosen wandert, bewegt man sich auf Südhängen oberhalb von 1500 m meist in baumlosem Gelände mit alpinen Rasen. Im Frühsommer tauchen ausgedehnte Alpenrosenfelder (z. B. Touren 6, 8, 15, 21, 32 bis 34) die Hänge in ein leuchtendes Rot-Pink, bunte Blumenteppiche aus Alpen-Paradieslilie, Feuerlilie, Knabenkraut, Bärtiger Glockenblume, Sonnenröschen, Kochschem Enzian, Arnika und unzählige andere überziehen die Bergwiesen. Wer die Blütenpracht hunderter Weißer Narzissen erleben möchte, muss bereits im Spätfrühling auf die Berge steigen (→ Touren 10 und 30).
Selbst auf den felsigen Standorten oberhalb der Baumgrenze fühlen sich zahlreiche Arten wohl – Felsen-Aurikel, Rote Felsenprimel, Polsternelke und Berg-Hauswurz sind nur einige davon. Besonders groß ist die Artenvielfalt auf den Kalkmagerrasen der Vareser Voralpen (→ Tour 27). Hier gedeihen unter anderem das Apenninen-Sonnenröschen sowie die Bienen- und Fliegen-Ragwurz, zwei sehr seltene Orchideenarten.
► Die unterschiedlichen Klimazonen und Lebensräume auf engem Raum ermöglichen nicht nur eine artenreiche Pflanzen-, sondern eine ebenso vielfältige Tierwelt. Durch die intensive Nutzung der Uferzonen und Tallagen durch den Menschen wurde auch am Lago Maggiore die Lebensgrundlage vieler Tiere zerstört.
In mehreren Naturschutzgebieten und -parks lassen sich die heimischen Tiere jedoch noch in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Auch die einsamen Gebirgsregionen im Hinterland des Sees sind Zuflucht vieler Arten. Der im schweizerischen Tessin projektierte Nationalpark Locarnese (→ „Das Nationalpark-Projekt Locarnese“) könnte – ebenso wie der bereits bestehende Val-Grande-Nationalpark im benachbarten Italien – einen großen Beitrag zum langfristigen Schutz der Bergregion leisten.
Das 1979 gegründete Naturschutzgebiet Bolle di Magadino am Nordende des Sees ist eine der letzten großen, unverbauten Flussmündungen und eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Schweiz. Auf einem geführten Spaziergang durch die „Bolle“ erhält man nicht nur einen Eindruck von der ursprünglichen Auenlandschaft am See, sondern kann auch zahlreiche Tiere beobachten. Dazu zählen neben Enten, Schwänen, Blesshühnern und Haubentauchern, Kormorane mehrere Reiherarten, Nachtigallen, Pirole und Eisvögel. Auch Wasserschlangen, Kammmolche, Laubfrösche und Europäische Sumpfschildkröten bekommt man mit etwas Glück zu Gesicht. Für viele Zugvögel ist das Flussdelta ein wichtiger Rastplatz. Immerhin sind 40 % aller europäischen Vogelarten im Umkreis des Lago Maggiore anzutreffen.
Ebenfalls von Bedeutung ist das 1990 ins Leben gerufene Naturschutzgebiet Fondotoce. Das fast gänzlich aus Sumpfschilfrohr bestehende Ökosystem an der Toce-Mündung westlich von Verbania dient etwa 100 Vogelarten als Brutplatz, Fische wie Karpfen, Hecht und Schleie finden hier geschützte Laichplätze. Ein ebener Spazierweg führt durch das Gelände.
Im Süden des Sees liegen drei weitere Rückzugsgebiete der heimischen Fauna – bei Arona der 1980 eingerichtete Naturpark Lagoni di Mercurago und der Naturpark der Canneti di Dormeletto aus dem Jahr 1993 sowie am piemontesischen Ufer des Flusses Ticino der 1978 eingeweihte Naturpark Valle del Ticino.
Die Vareser Voralpen mit dem Naturschutzgebiet Campo dei Fiori sind unter anderem die Heimat zahlreicher Raubvögel wie Schwarzmilan, Wanderfalke, Wespenbussard und Sperber. Auf den Kalkmagerrasen der Vareser Voralpen und in den Tälern um Locarno trifft man die Gottesanbeterin (→ Tour 27). Neben dieser wärmeliebenden Fangschrecke bereichern imposante Hirschhorn- und Nashornkäfer, für den Menschen ungefährliche Skorpione und eine Vielzahl von Schmetterlingsarten wie der Apollofalter die heimische Tierwelt. Auch Ringel-, Schling-, Würfel-, Äskulap- und Zornnatter sowie Kreuzotter und Aspisviper fühlen sich in der Region wohl – giftig sind davon jedoch nur die beiden Letzteren. Aspisvipern bekommt man häufiger auf sonnigen Hängen im Val Grande Nationalpark (→ Touren 15, 17, 18) (→ „Wild und unwegsam – der Nationalpark Val Grande“) zu Gesicht. Völlig ungefährlich und nahezu auf Schritt und Tritt anzutreffen sind die flinken Mauereidechsen. Wer auf leisen Sohlen unterwegs ist kann auf südexponierten Hängen mit halboffener Vegetation die farbenprächtige Smaragdeidechse (z. B. auf den Touren 6 oder 7) beobachten. Mit etwa 40 cm Länge ist sie die größte Eidechsenart Mitteleuropas, zur Paarungszeit färben sich Kehle und Halsbereich der Männchen leuchtend blau. Bei Regenwetter verlassen die in Laubwäldern lebenden, schwach giftigen Feuersalamander ihre Verstecke.
Neben den zahlreichen Reptilien, Amphibien, Insekten und Vögeln sind verschiedene Klein- und Großsäugetiere in der Region heimisch. Dazu zählen zum Beispiel mehr als 20 Fledermausarten, die possierlichen Schlaf- und Haselmäuse sowie Garten- und Siebenschläfer. Vertreter der Großsäugetiere sind Füchse, Dachse, Murmeltiere, Rehe, Hirsche und Wildschweine. Besonders bei Wanderungen in den höheren Regionen stehen die Chancen gut, einer Gämse zu begegnen, zählt sie doch zu den häufigen Wildtieren im Gebiet.
Großraubtiere wie Bär, Luchs und Wolf wurden vom Menschen ausgerottet, sie kehren aber teilweise zurück. Seit 2015 lebt unweit des Sees – im Tessiner Valle Morobbia oberhalb von Bellinzona – ein Wolfsrudel, das im August 2016 bereits 18 Tiere zählte. Auch einzelne Luchse werden immer wieder gesichtet. ■
► Ausrüstung: Für alle beschriebenen Touren in diesem Führer sind knöchelhohe Wanderstiefel mit gutem Profil notwendig. Sie geben auf dem meist steinigen Untergrund Halt und senken das Verletzungsrisiko. Teleskopstöcke leisten besonders bei Wanderern mit Knieproblemen und bei langen Abstiegen (Touren 1, 5, 9, 10, 15, 21, 27, 33) wertvolle Dienste, da sie den Unterkörper um etliche Tonnen Gewicht pro Gehstunde entlasten. Außerdem sorgen sie auf Altschneefeldern im Frühjahr oder auf rutschigen, laubbedeckten Wegen im Herbst für mehr Sicherheit. Bei längeren Kraxelpassagen (Touren 1, 15) befestigt man die Stöcke am besten am Rucksack, um mit beiden Händen zugreifen zu können.
In den Rucksack gehört neben Sonnen-, Wind- und Regenschutz auch ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Blasenpflaster, Desinfektionsspray und Rettungsdecke.
Sitzt man nach einem schweißtreibenden Aufstieg am windigen Gipfel kann es schnell ungemütlich kühl werden, besonders im Frühjahr und Herbst. Hier empfiehlt sich, neben Fleecepullover, Funktionsjacke und evtl. einem T-Shirt zum Wechseln auch Mütze und Handschuhe dabeizuhaben.
Insektenschutz kann vor allem bei feuchtheißem Wetter sehr sinnvoll sein. Bei den Wanderungen 2, 4, 18 und 28 lohnt es sich im Sommer die Badesachen einzupacken. Die Stirnlampe sollte dagegen auf Grund der kurzen Tageslänge bei langen Touren im Herbst immer in den Rucksack.
Weitere wichtige Ausrüstungsgegenstände sind ein Handy mit geladenem Akku und eine Wanderkarte. Eine Regenhülle für den Rucksack leistet bei schlechtem Wetter gute Dienste. Ein GPS-Gerät vereinfacht die Orientierung (→ „GPS-Tipp“) und erlaubt im Notfall die genaue Angabe der Unfallstelle. Wichtig sind natürlich auch Wanderkarten, Sie finden sie hier im Buch. ■
► Verpflegung: Aus Gewichtsgründen auf ausreichend Wasser zu verzichten, kann sich rächen. Lieber hat man etwas zu viel zum Trinken dabei, als nach Wasser lechzend an einer versiegten Quelle anzukommen. Je nach Tourenlänge, Temperatur und den zu bewältigenden Höhenmetern gehören mindestens 1–2 Liter Wasser pro Person ins Gepäck. Bei vielen Touren besteht die Möglichkeit, den Wasservorrat an Brunnen und Quellen aufzufüllen (→ Verpflegungsmöglichkeiten zu jeder Tour).
Gleiches gilt für den Proviant: zur Sicherheit lieber etwas mehr als absolut nötig. Nicht an jeder Ecke wartet eine Einkehrmöglichkeit – oft liegen mehrere Stunden Fußmarsch davor. Bei einigen Wanderungen (Touren 1, 6, 10, 11, 14, 15, 18, 23, 25 und 32 bis 35) gibt es auch nur am Anfang bzw. Ende Restaurants und Trattorien, unterwegs muss man sich aus dem Rucksack verpflegen. Für viele Wanderer gehört aber genau diese Brotzeit mitten in der Natur – ob unterm Gipfelkreuz oder am rauschenden Bach – einfach zum Wandererlebnis dazu.
Liegt eine Berghütte (Rifugio) am Weg, ist die Mahlzeit noch nicht gesichert, denn viele Hütten haben nur von April bis September und oft nur an den Wochenenden geöffnet. Warme Gerichte gibt es meist von 12 bis 14 Uhr und ab 19.30 bis 21 Uhr. Weitere Einkehrmöglichkeiten in den Berggebieten bieten Bars, Fattorien und Agriturismi (Bauernhöfe mit Gästebewirtung und -beherbergung).
Eine Besonderheit sind die Grotti im Schweizerischen Tessin, einfache, urige Lokale mit traditioneller Küche, die nur im Sommer geöffnet sind. Gegessen wird an großen Granittischen im Freien. Der Name rührt von Felsenkellern her, in denen die Landbevölkerung einst Wurst, Käse und Wein lagerte.
In abgelegenen Gebieten sind hier und da Bivacchi anzutreffen (Tour 10, 32), einfache, unbewirtschaftete Schutzhütten, in denen man auch übernachten kann. ■
► Die EU-weite vorwahllose Notfallnummer Tel. 112 gilt sowohl in Italien als auch in der Schweiz. Der Euro-Notruf wird mit höchster Priorität im Netz behandelt. Bei schlechtem Handyempfang – was in den tief eingeschnittenen Tälern im Hinterland des Sees keine Seltenheit ist – sollte man versuchen, den Standort zu wechseln und in regelmäßigen Abständen die 112 zu wählen. Besteht kein Handyempfang, sollte man das Handy aus- und wieder einschalten. Statt dem Pin-Code gibt man direkt die 112 ein, das Handy sucht sich dann automatisch das stärkste Betreibernetz und setzt den Notruf ab.
Zusätzlich gibt es durchgehend besetzte Bergrettungs-Notrufnummern, mit denen man die zuständige Bergrettung direkt erreicht ohne den Umweg über die Rettungsleitstellen. In Italien ist dies die Tel. 118 des Nationalen Berg- und Höhlenrettungsdienstes Corpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico Italiana. In der Schweiz erreicht man über Tel. 1414 die Rettungsflugwacht Rega. Achtung: Erfolgt der Anruf mit einem Handy, in dem sich die SIM-Karte eines nicht-schweizerischen Netzbetreibers befindet, wählt man die Tel. +41 333 333 333.
Besonders wichtig ist, bei der jeweiligen Notrufzentrale die Position der Unfallstelle möglichst genau anzugeben. Sinnvoll kann eine der Notruf-Apps für Smartphones sein, die die Position des Handynutzers ortet und automatisch per SMS an den Rettungsdienst sendet. Kommt wegen fehlendem Handynetz keine Verbindung zu einer der Notrufzentralen zustande, bleibt nur das alpine Notsignal (→ Kasten). ■
► Historische Wege und Trassen: Dazu zählen die zahlreichen steingepflasterten Mulattiere, zu deutsch Maultierpfade. Diese uralten Saumwege dienten einst dem Transport zwischen den Bergdörfern und hinunter zum See. Damit die beladenen Lastesel zuverlässig ihren Dienst tun konnten, wurden die Mulattiere in angenehmer, gleichbleibender Steigung angelegt. Davon profitieren heute auch die Wanderer. Ein Paradebeispiel für einen dieser kunstvoll angelegten Wege ist die Mulattiera zum Bergdorf Monteviasco (→ Tour 31) im Val Veddasca.
Auf einer Trasse der etwas anderen Art – einer nach dem Zweiten Weltkrieg von polnischen Internierten errichteten Steinmauer – kraxelt man beim Übergang vom Sassariente zur Cima di Sassello (→ Tour 1) im Tessiner Nordteil des Sees. Im Gegensatz dazu ist die Strada Sutermeister (→ Tour 18) im Val-Grande-Nationalpark ein Spaziergang. Die historische Weganlage durch die wilde Schlucht des Val Pogallo verband gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Holzfällerzentrum Pogallo mit der Außenwelt. Komfortabel und in angenehmer Steigung wandert es sich auch auf den Militärwegen und -straßen der einstigen Linea Cadorna (→ Kasten).
► Weitwanderwege: Der Europäische Weitwanderweg E1 (markiert mit rot-weiß bzw. „E1“; Nordkap – Salerno); führt im lombardischen Südosten von Lugano kommend durch die Vareser Voralpen nach Sesto Calende.
Ebenfalls regionsübergreifend ist der Sentiero Italia (rot-weiß bzw. „SI“). Ein Teilstück dieser 6000 km langen Route von Sardinien über Sizilien nach Triest verläuft auf der Westseite des Lago Maggiore durch das Val Cannobina nach Cannobio und setzt sich auf der Ostseite von Pino sulla Sponda nach Porto Ceresio am Luganer See fort.
Zu den regionalen Weitwanderwegen zählt die Via Verde Varesina (rot-weiß bzw. „3V“ oder „VVV“). Der 135 km lange „grüne Weg“ schlängelt sich in 10 einfachen Tagesetappen von Porto Ceresio am Luganer See über zahlreiche Gipfel des Varesotto nach Maccagno am Ostufer des Lago Maggiore.
Als Rundweg ist hingegen der ebenfalls einfach zu begehende Anulare Valcuviano (gelb-grün bzw. „AV“) angelegt. Auf ihm entdeckt der Wanderer ab Laveno auf 110 km b4zw. 14 Etappen die Berggemeinden des Valcuvia im Norden der Provinz Varese. Sein Pendant auf der Westseite des Sees ist der Sentiero Novara (rot-weiß bzw. „SN“), der als 200 km langer Ringweg in 19 Etappen die Provinz Novara durchzieht. Deutlich anspruchsvoller sind zwei Routen im gebirgigen Norden. Die Tessiner Höhenwege Via Alta Vallemaggia und Via Alta della Verzasca fordern den erfahrenen Bergwanderer, der auch vor weglosen Passagen und Kletterstellen nicht zurückschreckt. ■
► Wanderwege und ihre Markierungen: Ein weit verzweigtes Netz an Wegen und Pfaden in allen Schwierigkeitsgraden überzieht die Region.
In der Schweiz: vorbildlich in punkto Wegunterhalt und -markierung. Im Tessiner Nordteil des Sees werden die Wegweiser mit ihren genauen Zeit- und Ortsangaben sowie die zahlreichen Markierungen am Wegesrand schnell zu liebgewonnenen Begleitern auf jeder Tour.
Die Wegmarkierung ist hier einheitlich geregelt und unterscheidet drei Kategorien: gelbe Markierungen (Schwierigkeitsgrade T1 der Schweizer Wanderskala des SAC) kennzeichnen einfache Wanderwege, die jeder ohne besondere Gefahr mit normaler Ausrüstung begehen kann. Bei weiß-rot-weiß markierten Wegen (Schwierigkeitsgrad T2 und T3) handelt es sich um anspruchsvollere Bergwanderwege, die mitunter auch Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Orientierungssinn erfordern und nur mit gutem Schuhwerk begangen werden sollten. Weiß-blau-weiße Markierungen (Schwierigkeitsgrad T4 und T5; T6 meist unmarkiert) kennzeichnen alpine Routen, die dem erfahrenen Berggänger vorbehalten bleiben. Klettererfahrung und Kenntnisse im Begehen von Gletschern sind hier obligatorisch.
In Italien: Anders als in der Schweiz ist es im piemontesischen und lombardischen Teil des Sees um die Qualität der Wanderwege bestellt. Hier existiert kein einheitliches Markierungssystem, und der Zustand der Wege kann recht unterschiedlich ausfallen. Einheitlich gekennzeichnet und gut unterhalten sind die unter „Weitwanderwege“ erwähnten Strecken. In den letzten Jahrzehnten wurden die Wegmarkierungen durch Freiwillige des Italienischen Alpenclubs (CAI) verbessert und vielerorts durch rot-weiße Querbalken ersetzt. Doch noch immer sorgen unterwegs zahlreiche verblasste, andersfarbige und plötzlich aussetzende Markierungen für Verwirrung. Nicht mehr lesbare oder fehlende Wegweiser lassen ebenfalls Spannung aufkommen.
In der piemontesischen Provinz Verbano-Cusio-Ossola besitzt jeder Weg eine eigene Identifikationsnummer. Die vorangestellten Buchstaben auf den Wegweisern stehen für das jeweilige Tal (A ist z. B. das Haupttal des Toce; Infos dazu auf www.caivilladossola.it.
Auch die italienische Wegeklassifikation unterscheidet sich von der in der Schweiz. Bei „T“-Wegen handelt es sich um für Touristen geeignete Wege, die im Allgemeinen kurz und ohne technische Schwierigkeiten sind. Auch „E“-Wege bergen keine technischen Schwierigkeiten, sind aber normalerweise länger und weisen größere Höhenunterschiede im Vergleich zu T-Wegen auf. Bei „EE“- Wegen handelt es sich um Alpinwanderwege, also Routen für erfahrene Wanderer mit Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und entsprechender Ausrüstung, versicherte Abschnitte mit Geländern und Leitern sind möglich. Die Kategorie „EEA“ bezeichnet Klettersteige. ■
► Wanderkarten: In den Touristinformationen am See sind zahlreiche, teils kostenlose, regionale Wanderkarten mit Wandervorschlägen erhältlich. Als Bezugsquelle bietet sich aufgrund ihrer großen Auswahl an in Deutschland schwer zu bekommenden Wanderkarten die Seite www.mapfox.de an.
Istituto Geografico Centrale (IGC): Nr. 12, „Laghi Maggiore d'Orta e di Varese“, 1:50.000, 12 €.
Kompass: Nr. 90, „Lago Maggiore/Lago di Varese“ und Nr. 97 „Varallo/Verbania/Lago d’Orta“, 8–10 €. Letztere sind übersichtlicher als die ICG-Karten, weisen allerdings im Detail zahlreiche Fehler auf – was man meistens erst im Gelände merkt –, und sind doch ein sehr wichtiges Hilfsmittel zur Groborientierung.
Quadraconcept: Kartenblätter „Locarno/Centovalli“ und „Valle Verzasca“, 1:25.000, je 26 sFr. Nicht gerade günstig, aber die beste Karte für das Gebiet, da sehr übersichtlich und topographisch genau. Deutlich größere Abdeckung der einzelnen Blattschnitte im Vergleich zu den Swisstopo-Karten. Mit offiziellem Tessiner Wanderwegenetz und nummerierten Wandervorschlägen. Erhältlich in Verkehrsbüros und Buchhandlungen.
Swisstopo: Karten des Schweizer Bundesamtes für Landestopographie, topographisch sehr genau, Landeskarten-Blätter 1312 „Locarno“ und 1313 „Bellinzona“, 1:25.000, je 12 €. Wanderkarte Blatt 3308 T „Locarno“, wasserfest, 1:33.333, 12 €. Wanderkarte Blatt 276 T „Val Verzasca“, 1:50:000, 15 €. Blattschnitt-Zusammensetzung Nr. 5007 „Locarno-Lugano“, 1:50:000, 23,80 €.
Swisstopo: Landeskarten-Blätter 1332 „Brissago“ und 1352 „Luino“, 1:25:000, je 12 €. Wanderkarte Blatt 286 T „Malcantone“, 1:50:000, 15 €.
Zanetti: in puncto topgraphischer Genauigkeit den Swisstopo-Karten unterlegen, allerdings günstiger. Blätter 58 „Cannobio, Cannero Riviera“ (9 €) und 54 „Parco Nazionale Val Grande“ (12 €) mit deutlich größerer Abdeckung, beide 1:30.000.
Swisstopo: Wanderkarte Blatt 285 T „Domodossola – Parco Nazionale Val Grande“, 1:50.000, 20 €. Wer im Val Grande Nationalpark abseits ausgetretener Pfade unterwegs sein will, sollte sich diese Karte unbedingt zulegen, da sie trotz ihres kleinen Maßstabs deutlich exakter ist als die beiden folgenden Karten:
Zanetti: Blatt 54 „Parco Nazionale Val Grande“, 1:30:000, 12 €.
Parco Nazionale Val Grande: offizielle Karte des Nationalparks, 1:30:000, 8 €.
Für diese italienische Region gibt es kein Schweizer Material.
Zanetti: Blatt 51 „Arona“ und 53 „Golfo Borromeo“, 1:30.000, je 9 €.
Swisstopo: Landeskarten-Blätter 1332 „Brissago“ und 1352 „Luino“, 1:25:000, je 12 €. Wanderkarte Blatt 286 T „Malcantone“, 1:50:000, 15 €.
Studio Cartografico Italiano: Wanderkarten-Blatt 16 „Lago Maggiore – Lago di Varese – Lago di Lugano“, 1:50:000, 11 €.
Quadraconcept: „Bellinzona/Gambarogno“, 1:25.000, 26 sFr. (nähere Infos siehe Tessiner Nordufer).
Swisstopo: Landeskarten-Blätter 1332 „Brissago“ und 1333 „Tesserete“, 1:25:000, je 12 €. Wanderkarte Blatt 286 T „Malcantone“, 1:50:000, 15 €. ■
► Karten im Internet: Auf www.ti-sentieri.ch lassen sich Wanderungen auf dem offiziellen Wanderwegenetz des Kantons Tessin routen. Das Höhenprofil der Tour und die topographische Karte können bequem für unterwegs ausgedruckt werden.
Auf der Geoinformationsplattform der Schweizerischen Eidgenossenschaft www.map.geo.admin.ch stehen sämtliche Landeskarten der Schweiz kostenlos zur Verfügung, ein Ausdruck im gewünschten Maßstab ist möglich. Die Abdeckung umfasst den kompletten Lago Maggiore, allerdings werden Maßstab und Genauigkeit gegen Süden hin immer schlechter. Die Karten sind inzwischen auch für mobile Endgeräte verfügbar.
► Tour-Design in diesem Buch: Der Großteil der vorgestellten Touren sind Rundwanderungen. Bei Nr. 2, 7, 13, 22 und 23 handelt es sich um Streckenwanderungen, die per Bus, Bahn oder Schiff an den Ausgangspunkt zurückführen. Hin- und Rückweg sind lediglich bei den beiden Touren 8 und 18 identisch.
Damit der Genuss nicht zu kurz kommt und noch genug Zeit für leckeres Essen, Kultur und Baden bleibt, sind die meisten Wanderungen als Halbtageswanderungen mit Gehzeiten zwischen 3 und 5 Stunden konzipiert. Bei etlichen Wanderungen werden lohnende Varianten vorgestellt, mit denen sich die Touren ausdehnen bzw. verkürzen lassen.
Die jeweils angegebene Dauer der Tour ist als reine Gehzeit ohne Pausen und eher als Richtwert zu verstehen. Mit Kindern und als Gruppe sollte man lieber etwas mehr Zeit einplanen. Bei längeren Touren empfiehlt es sich, mit Blick auf den Sonnenuntergang zu planen und vom Herbst bis ins Frühjahr möglichst zeitig zu starten.
► Standorte: Rund um den See stehen Unterkunftsmöglichkeiten aller Art und in allen Preisklassen zur Verfügung – besonders groß ist die Auswahl auf der Westseite des Sees, auf der Ostseite ist das Angebot eingeschränkter. Ein kleiner Teil der Unterkünfte ist ganzjährig geöffnet, die meisten jedoch von Ostern bis Oktober.
Locarno: verkehrstechnisch günstig, über Bellinzona besteht eine Anbindung an die Gotthard-Bahnlinie, mit der Centovallibahn gelangt man zum Verkehrsknotenpunkt Domodossola, Busse fahren vom Bahnhof in die hintersten Winkel und per Schiff geht es zu den größeren Orten am See.
Rund um die Piazza Grande – jedes Jahr im August Schauplatz des berühmten Internationalen Filmfestivals Locarno – zahlreiche Boutiquen und Geschäfte. Sehenswerte Parks mit mediterraner Blumenpracht, Kirchen und die historische Altstadt mit dem Castello Visconteo; selbst baden kann man hervorragend (z. B. an den beiden Badestränden oder im 2013 eröffneten Thermalbad Termali Salini & Spa; www.lidospa-locarno.ch). Im Sommer platzt das Städtchen aus allen Nähten und Staus sind an der Tagesordnung.
Auch für Touren in die herrlichen Täler im Hinterland – Centovalli, Val Onsernone, Vallemaggia, Val Verzasca – ist Locarno der geeignete Standort.
Ascona: liegt wie Locarno auf dem Schwemmfächer der Maggia. Das frühere Fischerdorf mit seinen zahlreichen Kunstgalerien und Museen ist ein teures Pflaster, die Zimmerpreise sind die höchsten am See. Alljährlich findet hier das JazzAscona statt, eine der größten Jazz-Veranstaltungen in Europa. Für Familien lohnt das Grande Lido, eines der schönsten Strandbäder am See mit 600 m Sandstrand.
Brissago: Für die Touren 7 und 8 kann man auch direkt hier Quartier beziehen und damit dem werktäglichen Pendlerstau entgehen. Das letzte Tessiner Örtchen vor der italienischen Grenze ist für seine Zigarrenfabrik und die Brissago-Inseln bekannt, die vor dem Ufer im See liegen.
Cannobio: für die Touren 9 bis 11 die erste Wahl. Der beliebte Urlaubsort (und Camperzentrum) punktet mit einer der schönsten Uferpromenaden am See, einem langen, breiten Kiesstrand und dem sehenswerten Ortskern mit verwinkelten Gassen und Kieselwegen. Vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten, hohes Preisniveau.
Cannero Riviera: Der südliche Nachbar ist optimaler Standort für die Touren 12 bis 15. Das milde Klima lässt Zitronen, Orangen und Bananen gedeihen und ist Grund für den Beinamen „Riviera“. Gehobene Hotellerie, reizvolle Strandanlage mit bester Wasserqualität und lange, baumbeschattete Promenade; davor ragen die beiden früheren Raubritterinseln Castelli di Cannero aus dem See.
Verbania: s. u.; eventueller Standort für Tour 14.
Verbania: 1939 durch den Zusammenschluss der beiden Städte Intra und Pallanza entstanden, mit mehr als 30.000 Einwohnern die größte Stadt und das größte Industrie- und Handelszentrum am See. 1x/Std. Busse nach Locarno und Mailand sowie der 2- bis 3x/Std. Autofähre zwischen Verbania-Intra und Laveno (Ostufer). Reicher Veranstaltungskalender und prächtige Gärten und Parks – v. a. die berühmten Gärten der Villa Taranto. Während Intra ein funktioneller, vom geschäftigen Treiben und dem Hafen mit der Autofähre bestimmter Stadtteil ist, kommen im Stadtteil Pallanza Urlaubsgefühle auf – prächtige Villen in großen Parks, Hotels und ein echtes Nachtleben.
Mergozzo: malerisches Örtchen und gutes Quartier für die Touren 20 und 21.
Cicogna: das einzige dauerhaft bewohnte Dorf im Val-Grande-Nationalpark ist ein guter Stützpunkt für einen längeren Aufenthalt im Schutzgebiet sowie für Tour 18. Übernachten kann man im schön eingerichteten Bed & Breadfast Ca‘ del Pitur (www.cadelpitur.it), im Ostello del Parco (www.inuoviborghi.com) oder auf dem Bauernhof mit Campingplatz Corte Merina (www.cortemerina.it).
Baveno und Stresa: Die Orte am Borromäischen Golf mit seinen gleichnamigen, weltberühmten Inseln wurden bereits im 19. Jh. vom Adel entdeckt. An der pompösen Strandpromenade von Stresa reiht sich ein viktorianisches Grandhotel an das nächste. Bodenständiger und preisgünstiger geht es in der Altstadt von Stresa zu. Direkt vom Ufer kann man mit der Seilbahn zum fantastischen Mottarone (Tour 22) emporschweben.
Laveno: kürzeste Anfahrt für die Touren 26 und 27; direkt im Ort startet die extravagante Kübelbahn zum Sasso del Ferro (Tour 26). Als Urlaubsort eher unspektakulär.
Luino: etwas längere Anfahrt, aber das schönere Quartier. Mit rund 15.000 Einwohnern die größte Stadt am lombardischen Ostufer, berühmt ist der riesige Mittwochsmarkts im Stadtzentrum. In den Sommermonaten großer Trubel und der Verkehr staut sich auf den Durchgangsstraßen. Relativ großer, gut erhaltener Stadtkern mit prächtigen Jugendstilbauten und neu gestaltete südliche Uferpromenade. Idealer Standort für die Wanderungen 28 bis 30.
Maccagno: beliebter Badeort auf dem Schwemmfächer des Wildflusses Giona, geteilt in das altertümlichere Maccagno inferiore mit seinem zauberhaften Hafenbecken und das modernere Maccagno superiore. Dahinter zieht das von dichten Kastanienwäldern und zahlreichen Wanderwegen überzogene Val Veddasca (Touren 31 und 32) bergan.
Riviera del Gambarogno: Für die Touren 32 bis 35 bieten sich als Standorte die Ortschaften am steil in den See abfallenden Schweizer Ostufer an. Anders als im gegenüberliegenden Ascona und Locarno geht es hier ruhig und beschaulich zu. Abends genießt man den herrlichen Ausblick auf das Lichtermeer. Dank dem TILO (→ „Bus und Bahn“) von Bellinzona und Mailand aus gut erreichbar. Das schönste Dorf der Riviera del Gambarogno ist wohl Vira. Mit der Residenza Viramonte (www.viramonte.ch) findet man im Ortsteil Fosano eine besonders empfehlenswerte Ferienanlage mit traumhaftem Seeblick. Von Vira führt ein kurvenreiches Sträßchen fast 1200 Höhenmeter bergauf zur Alpe di Neggia, Ausgangspunkt der Wanderungen 33 und 34.
► Touristeninformation: Nahezu alle Orte am Lago Maggiore unterhalten ein eigenes staatliches Fremdenverkehrsbüro – in Italien A.T.L. (Agenzia Turistica Locale) bzw. I.A.T. (Informazioni Accoglienza Turistica) abgekürzt. Außerdem gibt es eine Vielzahl privat geführter Touristen-Informationsbüros, die sogenannten Pro Loco. Vor allem in den Büros der Städte und größeren Orte wie Locarno, Ascona, Cannobio, Verbania, Stresa, Laveno und Luino erhält man umfangreiches, kostenloses Prospektmaterial (meist auch in deutscher Sprache) zu Unterkünften, Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten und Wanderwegen.
Die Öffnungszeiten der Büros variieren stark je nach Saison, häufig gibt es Änderungen. In den Haupttouristenorten sind die Büros meist ganzjährig von Montag bis Samstag besetzt. In kleineren Orten haben sie außerhalb der Saison oft geschlossen oder öffnen nur am Samstag. In der Regel wird Englisch gesprochen, manchmal auch Deutsch.
Für die Schweiz: Deutsches Büro des Schweizer Fremdenverkehrsamts, Rossmarkt 23, 60311 Frankfurt/Main, Tel. 00800/10020029, www.myswitzerland.com.
Für Italien: Deutsches Büro der Italienischen Zentrale für Tourismus ENIT, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt/Main, Tel. 069/237434, www.enit.de
In der Schweiz: Organizzazione turistica Lago Maggiore e Valli, Viale Bartolomeo Papio 5, CH-6612 Ascona, Tel. 0848-091 091, www.ascona-locarno.com.
Ente turistico Lago Maggiore, Via Leoncavallo 25, 6614 Brissago, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.
Ente turistico Lago Maggiore, Piazza Stazione FFS, 6600 Locarno-Muralto, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.
Ufficio turistico Tenero e Valle Verzasca, Via al Giardino 3, 6598 Tenero, Tel. 091-7597744, www.verzasca.ch.
Ufficio turistico Gambarogno, Via Cantonale 29/CP116, 6574 Vira Gambarogno, Tel. 091-7597704, www.gambarognoturismo.ch.
In Italien: I.A.T., Piazza della Vittoria, 21021 Angera, Tel. 0331-931915, www.angera.it.
I.A.T., Piazzale Duca d’Aosta, 28041 Arona, Tel. 0322-243601, www.arona.net.
I.A.T., Piazza della Chiesa 8, 28831 Baveno, Tel. 0323-924632, www.bavenoturismo.it.
I.A.T., Via Mazzini, 28832 Belgirate, Tel. 0322-7494, www.turismo-belgirate.it.
I.A.T., Via Orsi 1, 28821 Cannero Riviera, Tel. 0323-788943, www.cannero.it.
I.A.T., Viale Vittorio Veneto 4, 28822 Cannobio, Tel. 0323-71212, www.procannobio.it.
I.A.T., Via per Nocco 2, 28836 Gignese, Tel. 0323-20787, www.gignese.it.
I.A.T., Via Verbano 208, 21027 Ispra, Tel. 0332-7833160, www.comune.ispra.va.it.
I.A.T., Piazzale Europa 1, 21014 Laveno-Mombello, Tel. 0332-667223, www.comune.laveno.va.it.
Via Vittorio Veneto 21, 28040 Lesa, Tel. 0322-772078, www.prolocolesa.com.
I.A.T., Viale Della Vittoria, 21016 Luino, Tel. 0332-530019, www.comune.luino.va.it.
Maccagno: I.A.T., Via Garibaldi 1, 21010 Maccagno, Tel. 0332-562009, www.prolocomaccagno.it.
A.T.L., Via Ing. Viotti 2, 28040 Massino Visconti, Tel. 0322-219713, www.massinovproloco.it.
I.A.T., Corso Roma 20, 28802 Mergozzo, Tel. 0323-800798, www.comunedimergozzo.it.
A.T.L., Piazza Marconi 16, 28802 Stresa, Tel. 0323-30150, www.stresaturismo.it.
I.A.T., Corso Zanitello 6, 28922 Verbania, Tel. 0323-503249, www.verbania-turismo.it.
hikeTicino: kostenlose App des Tessiner Tourismusverbandes, neben ständig aktualisierten Wettervorhersagen auch Infos zu mehr als 100 Wanderwegen sowie Sehenswürdigkeiten und Unterkünften.
Lago Maggiore App: Die Gratis-App der Handelskammer der Provinz Verbano-Cusio-Ossola gibt zahlreiche Tipps zu Unterkünften, Veranstaltungen, Rad- und Trekkingtouren sowie Sehenswürdigkeiten.
www.derlagomaggiore.de, allgemeine Infos und Sehenswürdigkeiten.
www.reisefuehrer-lagomaggiore.de, Infos zu Orten und Unterkünften.
www.lago-maggiore-urlaub.de, Blog über Ausflugstipps und aktuelle Ereignisse, Vermittlung von Ferienhäusern und Wohnungen.
www.ascona-locarno.com, Infos zu Orten, Unterkünften, Gastronomie, Veranstaltungen etc. am Tessiner Nordufer.
www.ticino.ch, Infos für das Tessin, Unterkünfte, Gastronomie, Veranstaltungen, Wandervorschläge etc.
www.distrettolaghi.it, Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten, Wanderungen etc. am piemontesischen Ufer.
www.vareselandoftourism.com, Infos auch auf Deutsch zu Unterkünften, Veranstaltungen, Natur, Kultur etc. für das lombardische Ufer.
www.grotticino.ch, Infos zu mehr als 100 Grotti im Tessin sowie einheimische Rezepte (italienisch).
www.capanneti.ch, Übersicht aller Tessiner Hütten mit Infos zu Zustieg, Öffnungszeiten, Anzahl der Plätze etc.
www.rifugidellossola.it, Übersicht über die Hütten der Provinz Verbano-Cusio-Ossola.
www.parcovalgrande.it, offizielle Seite des Nationalparks Val Grande mit Infos zu Geschichte, Natur, Übernachtungsmöglichkeiten etc. (italienisch).
www.valgrande.piemont-trekking.com, Blog mit aktuellen Infos zu Wegen und Hütten im Val-Grande-Nationalpark.
► Unterwegs am Lago Maggiore: Bei etwa zwei Drittel der in diesem Führer vorgestellten Touren ist der Start- bzw. Endpunkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Solange man sich in Ufernähe bewegt, gibt es keine Probleme. Denn hier ist das Bus-, Bahn und Schiffsnetz gut ausgebaut, und alle Orte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln untereinander verbunden. Besonders im Hochsommer empfiehlt es sich sogar, bei Touren mit Start-/Endpunkt in den Uferorten auf den ÖPNV zurückzugreifen. Man spart sich so die lästige Parkplatzsuche und die bei längeren Wanderungen oft nicht unerheblichen Parkgebühren.
Verzwickter wird die Lage aber bei Touren im Hinterland. In diesem Fall zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen dem Tessiner und dem piemontesischen bzw. lombardischen Teil des Sees. Die Schweiz verfügt über das weltweit dichteste Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln. So steuern die berühmten gelben Postbusse mit ihrem charakteristischen Dreiklanghorn mehrmals täglich selbst abgelegene Orte im Hinterland des Sees an – perfekt für Wanderer, die das Auto gerne stehen lassen.
Bei Touren im italienischen Hinterland ist man dagegen mangels Busverbindung oft gezwungen, sich selbst hinters Steuer zu setzen. Wer konditionell fit genug ist, kann viele Wanderungen auch vom Seeufer aus angehen, die Höhenmeter machen aus einer genussvollen Halbtagestour allerdings schnell eine ausgewachsene Tagestour. Rund um den See gibt es zahlreiche Bergstraßen, die sich vom Ufer bis zu 1000 Höhenmeter die Hänge hinaufwinden. Neben den wenigen Bergbahnen am See lassen sich mit ihrer Hilfe die Anstiege auf viele aussichtsreiche Gipfel deutlich verkürzen, so bei den Touren 1, 6, 8, 14, 15, 17, 19, 30, 32, 33 und 34. Vielfach handelt es sich dabei um schmale, sehr kurvenreiche Straßen, die Vorsicht und Können erfordern und bereits die Fahrt zum Startpunkt zum Erlebnis machen.
Bellinzona – Giubiasco – Locarno: eine Zweigstrecke der Gotthardbahn Immensee – Chiasso, wird von den Schweizerischen Bundesbahnen SSB (www.sbb.ch) betrieben.
Domodossola – Santa Maria Maggiore – Locarno (Centovallibahn bzw. Vigezzina): Diese seit 1923 bestehende Regionalbahn (www.vigezzina.com) wird auf Schweizer Seite von der Bahngesellschaft Ferrovie autolinee regionali ticinesi FART (www.centovalli.ch) unterhalten, auf italienischer Seite von der Società subalpina di imprese ferroviarie (SSIF).
Mailand – Arona – Stresa – Verbania – Domodossola – Simplon – Brig (CH): Strecke am Westufer, betrieben durch die lombardische Zuggesellschaft Trenord (www.trenord.it).
Novara – Orta – Omegna – Domodossola: ebenfalls am Westufer durch Trenord.
Mailand – Laveno sowie Mailand – Varese: beide am Ostufer und betrieben von Trenord.
TILO-Strecke Flughafen Mailand Malpensa – Luino – Cadenazzo – Bellinzona (CH): Der TILO ist ein grenzüberschreitendes Gemeinschaftsprojekt von SBB und Trenord und fährt auf der Ostseite im Zwei-Stunden-Takt (www.tilo.ch).
Busfahrkarten: kauft man am besten in Tabacchi-Geschäften oder Bars, direkt im Bus sind sie – wenn überhaupt – nur mit Zuschlag erhältlich.
Mitgenommen werden: An der Haltestelle ist es wichtig, dem Busfahrer durch Handzeichen zu erkennen zu geben, dass man mitfahren will. Wer nur wartend dasteht, dem kann es durchaus passieren, dass der Bus einfach durchfährt.
In der Schweiz: Im Tessin unterhält der Busbetrieb der Schweizerischen Post (www.postauto.ch) ein dichtes Liniennetz. Bei häufiger Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel lässt sich Geld sparen (→ „Arcobaleno – Sparangebote“).
In Italien: existieren mehrere private, regionale Buslinien. In punkto Pünktlichkeit kann der italienische ÖPNV bei Weitem nicht mit dem Schweizer mithalten, dafür kommt man im italienischen Teil des Sees deutlich günstiger von A nach B.
Westufer: In der piemontesischen Provinz Verbano-Cusio-Ossola bedienen die Busse des Unternehmens vcotrasporti (www.vcotrasporti.it) insgesamt 17 Linien. Neben der Uferstrecke Verbania – Brissago (etwa 1x/Std. zwischen 6 und 20 Uhr) fahren die Busse u. a. nach Domodossola, zum Ortasee und ins Val Cannobina.
Das Busunternehmen S.A.F. (Società Autoservizi Fontaneto/www.safduemila.com) unterhält u. a. die südwestliche Uferstrecke Verbania – Stresa – Arona – Mailand (etwa 1x/Std. zwischen 6 und 19 Uhr), die Strecke Stresa – Gignese sowie die Strecke Verbania –Miazzina – Intragna.
Die Busse der Gesellschaft Pirazzi Autoservizi (www.pirazzi.it) fahren zweimal täglich auf der Strecke Arona – Massino Visconti – Gignese.
Ostufer: Das lombardische Ostufer des Lago Maggiore wird von den Busgesellschaften Attilio Baldioli (www.baldioliviaggi.com) und Autolinee Varesine (www.autolineevaresine.it) abgedeckt – beide gehören zum CTPI (Consorzio Trasporti Pubblici Insubrica/ www.ctpi.it).
Die Busse der Linie Luino – Maccagno – Zenna (Grenze CH) fahren etwa 1x/Std. zwischen 7 und 16 Uhr, die der Linie Luino – Porto Valtravaglia – Caldé – Laveno 1x/Std. zwischen 7 und 18 Uhr.
Der Nahverkehr auf dem Wasser ist in der Hand von Navigazione Laghi. Die staatliche Reederei betreibt auf dem Lago Maggiore eine Flotte von 25 Personenfähren und Tragflügelbooten, die mehrmals täglich alle größeren Orte am Ufer miteinander verbinden.
Die einzige Autofähre am See pendelt zwischen 5 und 24 Uhr im 20- bis 30-Minuten-Takt zwischen Verbania-Intra und Laveno hin und her.
Die Tickets für die Fähren sind an den Schaltern direkt neben den Anlegestellen erhältlich. Fahrpläne findet man auch in den Touristen-Informationsbüros bzw. unter www.navlaghi.it.
Die Bergbahnen direkt am See sind rar gesät.
Der Hausberg von Locarno, die 1.671 m hohe Cimetta (Tour 3) lässt sich mit Hilfe der Cardada-Luftseilbahn und anschließender Sesselliftfahrt erreichen; www.cardada.ch.
Auf den 1.491 m hohen Mottarone (Tour 22) am Westufer kann man bequem von Stresa aus hinaufschweben; www.stresa-mottarone.it.
Von Laveno am Ostufer befördert eine nicht alltägliche Kübelbahn Ausflugsgäste zum Aussichtspunkt Poggio Sant’Elsa unterhalb des 1.062 m hohen Sasso del Ferro (Tour 26); www.funiviedellagomaggiore.it.
Weitere Bergbahnen gibt es in den Tälern im Hinterland des Sees; → Touren 5 und 31.
Locarno: Eco Taxi, Tel. 0800/321321, www.ecotaxi.ch; Taxilago, Tel. 079/4352030; Taxi Franco, Tel. 076/4204504.
Luino: Taxi da Piazza, Tel. 0332/532222.
Stresa: Posteggi Taxi, Tel. 0323/31226; Taxi Stresa Carlo Malpensa, Tel. 0323/30217.
Verbania: Servizio Taxi Verbania, Tel. 0331/8796793. Taxi Pizza, Tel. 0323/401518. Taxi Martello, Tel. 360/442354. ■
► Bücher über den Lago Maggiore gibt es viele. Im Folgenden finden Sie eine Mischung von informativer und unterhaltsamer Literatur zum Appetitanregen, zur Vorbereitung, zum Nachschlagen und zum Schmökern.
Fohrer, Eberhard/Schmid, Marcus X.: Lago Maggiore. Michael Müller Verlag 2014. Umfassender Reiseführer aus unserem Haus mit vielen praktischen Tipps, auch zum Hinterland des Sees. Auch als E-Book erhältlich.
Hächler, Beat: Das Klappern der Zoccoli. Literarische Wanderungen im Tessin. Rotpunktverlag 2007. Außergewöhnliches Wanderlesebuch, das zu 35 Schauplätzen bekannter und weniger bekannter Literatur führt.
Herold, Bernhard: Nationalpark Val Grande. Unterwegs in der Wildnis zwischen Domodossola und Lago Maggiore. Rotpunktverlag 2012. Wanderführer mit mehrtägigen Trekkingtouren und vielen interessanten Texten zur Geschichte des größten Wildnisgebiets Italiens. Für Einsamkeits- und Naturliebhaber.
Wanderkarten → hier.
Desmond, Steven: Gärten an den italienischen Seen. Gerstenberg Verlag 2016. Bildband, der die prachtvollen Gärten am Ufer von Lago Maggiore und Comer See gelungen in Szene setzt. Für Pflanzenfreunde und Gartenliebhaber.
Erdnüß Frank: Blütenpracht am Lago Maggiore: Ausgewählte Gehölzportraits mit Tipps für den Garten. Projekte-Verlag Cornelius 2010. Reich bebildertes Portrait von 132 Gehölzen aus den Gärten am Lago Maggiore. Ein praktisches Nachschlagewerk für Pflanzenliebhaber.
Michels, Marion/Brüllmann Dave: Ticino con Amore. Kulinarische Streifzüge zwischen dem Lago Maggiore und dem Lago di Lugano. La Tavola Verlag 2009. Eine verführerische Mischung aus köstlichen Rezepten, empfehlenswerten Restaurants und zauberhaften Fotos.
Voswinckel, Ulrike: Freie Liebe und Anarchie: Schwabing – Monte Verità. Entwürfe gegen das etablierte Leben. Allitera Verlag 2009. Eine spannende Schilderung der alternativen Kunst- und Lebensformen auf dem Monte Verità – dem Berg der Wahrheit – oberhalb von Ascona zu Beginn des letzten Jahrhunderts.
Boehnke Heiner, Beck Johannes: Europa Erlesen – Lago Maggiore. Wieser Verlag 2011. Unterhaltsame, literarische Zitate und Texte über den Lago Maggiore u. a. von Goethe, Fontane, Nietzsche und Kafka.
Fazioli, Andrea: Am Grund des Sees (Bd. 1), Die letzte Nacht (Bd. 2),Das Verschwinden (Bd. 3). btb-Verlag 2009, 2011 und 2012. Krimireihe mit viel Lokalkolorit. Privatdetektiv Contini ermittelt u. a. im Val Verzasca.
Sednik, Roland: Abgründe (Bd.1), Capofamiglia (Bd. 2). Schardt Verlag 2015, 2014. Regionalkrimireihe. Die Tessiner Kommissare Tozzi und Ferenci lösen spannende Fälle am Lago Maggiore.
Dehm, Diether: Bella Ciao. Das Neue Berlin 2015. Gut recherchierter historischer Roman über Krieg, Widerstand und Liebe im Zweiten Weltkrieg und die Partisanenkämpfe am Lago Maggiore, genauer im Val Grande. Mittlerweile auch als Hörbuch erhältlich.
Tetzner, Lisa: Die schwarzen Brüder. Erlebnisse und Abenteuer eines kleinen Tessiners. Sauerländer Verlag 2013. Packender Jugendbuchklassiker, der vom tragischen Schicksal der Mailänder Kaminkehrerburschen erzählt, die Mitte des 19. Jahrhunderts von ihren Eltern – armen Tessiner Bergbauern – aus lauter Not in die Stadt verkauft wurden. Das Buch gibt es seit 2015 auch als Graphic Novel.
Valangin, Aline: Die Bargada/Dorf an der Grenze. Limmat Verlag 2002. Die beiden zusammenhängenden Romane aus den Jahren 1944 und 1945 spielen im Onsernone-Tal im Hinterland von Locarno und schildern anrührend und spannend das Leben und Schicksal einer dörflichen Gemeinschaft über drei Generationen hinweg. ■