Orientiert in Mainz

Kleine Stadt ganz groß

Rund 220.000 Einwohner zählt Mainz heute. Seine 15 Stadtteile verteilen sich auf eine Fläche von exakt 97,74 km² – und machen es zur kleinsten deutschen Landeshauptstadt. Dass Mainz nicht wie andere Städte in der Industrialisierung rasant ins Umland hinauswuchs, hängt mit seiner militärisch-strategischen Bedeutung zusammen. Ab Mitte des 17. Jh. bis zum Ende des 19. Jh. umgab ein geschlossener Festungsring die Stadt. Mainz sollte als „Bollwerk Deutschlands“ vor allem den expansionslüsternen Franzosen Widerstand leisten. Die Entwicklung der Stadt fand damit lange Zeit nur innerhalb der Festungslinie statt, deren Verlauf sich am Mainzer Grüngürtel heute noch gut erkennen lässt. Erst mit der Schleifung der Wehranlagen verschaffte sich Mainz mehr Luft. Durch die Anlage der Neustadt verdoppelte sich die Stadtfläche und Mainz entwickelte sich schnell zur Großstadt – übrigens zur größten des Landes Rheinland-Pfalz.

Stadt am Fluss

Als Hafenstadt am Rhein brachte es Mainz im Mittelalter zu ansehnlichem Wohlstand. Auch heute noch laufen täglich Containerschiffe den modernen Hafen an der Ingelheimer Aue an. Das Rheinufer zwischen ehemaligem Zollhafen im Norden und dem Winterhafen mit seinen Jachten im Süden ist die Lebensader der Stadt. Grünflächen locken an schönen Tagen Tausende Sonnenhungrige an den Fluss. Hier legen auch die weißen Rheinschiffe ab, die Besucher in die Metropole Frankfurt, nach Heidelberg oder ins UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal bringen.

Alt- und Neustadt

In der Altstadt schlägt das touristische Herz von Mainz. Hier streckt sich am Markt der Dom selbstbewusst über die Dächer hinweg und dient als guter Orientierungspunkt auf dem Weg ins Zentrum. Wenn Mainzer von der „Altstadt“ reden, meinen sie meist nur das historische Viertel zwischen Markt und Südbahnhof. Genau genommen erstreckt sich der Ortsbezirk Altstadt aber in Dreiecksform von der Kaiserstraße mit der mächtigen Christuskirche im Norden über den Stefansberg mit der Kirche St. Stephan im Westen bis zum Winterhafen im Südosten über mehrere gewachsene Stadtteile. Charakteristisch für die Altstadt stehen einerseits die großen Plätze wie Markt, Liebfrauenplatz, Gutenbergplatz und Schillerplatz, aber auch das verwinkelte Gassennetz um die Augustinerstraße. Nördlich der Altstadt beginnt die Neustadt, deren Schachbrettmuster sich zwischen Hauptbahnhof und Rheinpromenade erstreckt. Mit knapp 30.000 Einwohnern ist die Neustadt heute der zahlenmäßig größte und am dichtesten besiedelte Stadtteil. Die Oberstadt südwestlich der Altstadt und Hartenberg-Münchfeld westlich der Neustadt komplettieren die Mainzer Innenstadt.

Am Stadtrand

Besucher finden in den randstädtischen Bezirken viele grüne Oasen. Der Mainzer Sand und der Lennebergwald im Norden sowie das Laubenheimer Ried und der Steinbruch Weisenau im Süden sind beliebte Naherholungsgebiete, die sich für Radtouren oder Wanderungen anbieten. In den südlichen Stadtteilen Laubenheim, Ebersheim und Hechtsheim zieht sich heute noch auf gut 200 ha Fläche Wein die Hänge hoch. Von hier bieten sich weite Ausblicke bis in den Taunus oder auf die Skyline der Mainmetropole Frankfurt.

Links und rechts des Rheins

Wer in Mainz auf die Theodor-Heuss-Brücke fährt, erreicht nach 475 m Wiesbaden. Ortsfremde sind nicht selten irritiert, wenn sie dort durch Mainz-Amöneburg, Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim spazieren. Lassen die Namen doch vermuten, dass es sich hierbei um rechtsrheinische Ortsteile von Mainz handelt. Das waren sie auch mal, bis der Rhein nach dem Zweiten Weltkrieg kurzerhand zur Grenze zwischen den neuen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Hessen erkoren wurde. Mainz verlor damit über Nacht große Teile seines damaligen Stadtgebiets. Formal Hessen, fühlen sich viele Bewohner der sog. AKK-Gemeinden auch heute noch eher Rheinland-Pfalz verbunden. Das trifft im linksrheinischen Mainz auf große Sympathie. Denn für eingefleischte Mainzer steht sowieso fest: Rechts des Rheins ist auch noch Mainz.

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