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Montenegro

Orientiert in Montenegro

… mehr Monte als Negro

Wenn es denn einmal in der Tagespresse auftaucht, wird Montenegro gern als Küstenstaat an der Adria vorgestellt, und natürlich stimmt das auch: Im Westen endet das Landes am Mittelmeer, ganz genau eben an der östlichen Adria. Allerdings liegt der größte Teil der Landesfläche auf mittelgebirgiger (ca. 50 %) bis alpiner Höhe (ca. 10 %), schon bei etwas mehr als flüchtiger Draufsicht ist Montenegro also eher ein Bergland. Die 293 km Küstenlinie fallen da in der topografischen Bilanz kaum auf, zumal die Berge gleich hinter der Wasserlinie mächtig in die Höhe schießen.

… mehr grün als negro

Klar, aus der Ferne betrachtet sehen die Berge ganz schön düster aus. Aber ansonsten überrascht Montenegro mit immer wieder anderen Grüntönen – von den Magerwiesen auf den Hochebenen des Durmitor über die fette Fruchtbarkeit um den Skadar-See bis zur immergrünen Macchia auf dem Karst der Küstengebirge. Alles andere ist blau: Das Meer natürlich und der Himmel meistens auch.

… ein Schmelztiegel der Religionen

Seit Jahrhunderten begegnen sich an der östlichen Adria drei Glaubensgemeinschaften, und während in anderen Nachfolgestaaten Jugoslawiens die religiöse Diversität und Toleranz in den Hässlichkeiten des Bürgerkriegs in den 1990er-Jahren weitgehend unterging, ist das Zusammenleben von katholischen Christen, Orthodoxen und Muslimen in Montenegro weitgehend problemlos. Wie jeder Staat hat natürlich auch dieser seine inneren Konflikte – religiöse Spannungen gehören aber sicher nicht dazu.

… montenegrinisch, aber was ist das überhaupt?

Für den Dichterfürsten Petar II. Njegoš war das zumindest sprachlich überhaupt keine Frage – für ihn war die Sprache seines Volkes Serbisch. Damit machte es sich der Monarch aber schon etwas arg einfach: Auf dem größten Teil des Siedlungsgebiets wurde die längste Zeit Türkisch gesprochen, der lange Arm der Hohen Pforte reichte bis weit an die östliche Adria. Allerdings nie so ganz: Die nördlichen Küstenregionen standen vom späten Mittelalter bis in die Neuzeit unter der Fuchtel Venedigs, und da sprach man Italienisch, wovon bis heute der international gebräuchliche Name des Landes zeugt. Dann kamen die Österreicher mit ihrer eigenen Interpretation der deutschen Sprache, und schließlich spricht man im Raum Ulcinj bis heute Albanisch. Amtssprache wiederum ist laut der 2007 verabschiedeten Landesverfassung Montenegrinisch, auf Montenegrinisch: crnogorski jezik. Das allerdings ist – womit wir wieder beim mythisch überhöhten Dichterfürsten wären – eindeutig eine Variante des Serbischen. Oder ist es umgekehrt?

… großartig für Aktivurlauber

Mit seiner spektakulären Natur offeriert Montenegro ein riesiges Spektrum für Outdoorsportarten. Ohne Hilfsmittel lässt sich das Land fast auf ganzer Länge und Breite erwandern, und wenn die vertikalen Höhepunkte auch noch dabei sein sollen, packt man Seile, Steigeisen und den ganzen Kletterkram mit ein. Vertikal nach unten geht aber auch: Besonders in der Bucht von Kotor versinken seit Jahrhunderten Schiffe, und so findet auch die Pressluftfraktion ein reiches Betätigungsfeld. Kitesurfer flitzen am großen Strand von Ulcinj durchs Flachwasser, und Paraglider schweben von der Passhöhe über Budva ins Strandgewühl. Landschaftlich unvergesslich sind die Raftingtrips auf der Tara und, etwas fordernder, das Canyoning in der Mrtvica. Rennradler mit Elefantenkondition wuchten sich über die Passstraßen, während sich die Grobstoller auf ihren MTBs auf den Schotterstrecken austoben.

… ziemlich gemütlich

Ganz offensichtlich kann man also seinen Aufenthalt in Montenegro mit jeder Menge Schweiß begießen – die Montenegriner werden dabei interessiert, aber auch ein bisschen ratlos zusehen. Sie, wie die Mehrzahl der Besucher des Landes, lassen es eher geruhsam angehen. Morgens an den Strand, nachmittags ein Kloster oder einen Wasserfall anschauen und dann schnell in irgendeine Altstadt ein Bier trinken. Oder, wenn die Sonne in der Adria versinkt, den gegrillten Tintenfisch mit einer Flasche Vranac hinunterspülen.

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