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New York

Orientiert in New York

Hudson River und East River

New York City – die wohl berühmteste aller Großstädte – liegt auf einer Inselgruppe an der Einmündung von Hudson und East River in den Atlantischen Ozean. Die Hauptinsel Manhattan wird im Westen vom Hudson begrenzt, am Ufer erstreckt sich der Hudson River Park. Gegenüber liegt Jersey City im Bundesstaat New Jersey. Nahe der Hudson-Mündung sind Liberty Island mit der Freiheitsstatue und Ellis Island mit dem Museum of Immigration klassische Besuchermagneten. Im Osten trennt der East River Manhattan von der Bronx, von Brooklyn und Queens. Zehn Brücken, u. a. die Brooklyn Bridge, 13 Tunnel, eine Seilbahn und eine Fährlinie queren diese langgezogene Meerenge. Im East River befinden sich zwei zusätzliche Inselchen: Roosevelt Island und Governors Island.

Die Five Boroughs

Administrativ besteht New York aus fünf Verwaltungsbezirken, den five boroughs Manhattan, Brooklyn, Queens, Bronx und Staten Island. Die mit Abstand kleinste Fläche nimmt Manhattan ein, jenes Eiland, auf dem die Stadt gegründet wurde und dessen Häuser bald in den Himmel wuchsen: Aufgrund seiner imposanten Bauten wurde der kleinste Stadtbezirk für viele zum Synonym für ganz New York. Die übrigen Bezirke werden outer boroughs genannt, bleiben also in der Wahrnehmung buchstäblich etwas außen vor. Ihr Zusammenschluss mit der Keimzelle der Stadt zu Greater New York City erfolgte erst 1898. Diese „Landnahme“ machte New York damals zur zweitgrößten Stadt der Welt hinter London.

Manhattan

Manhattan mit der weltberühmtesten Skyline steht für ganz New York: ein Häusermeer, rund 5500 Giganten aus Beton, Stahl und Glas, dazwischen tiefe Straßenschluchten und das große Grün des Central Park. Am Tag majestätisch, glitzert es am Abend romantisch. „Eine Milchstraße, die zur Erde gekommen ist“, befand einst Architekt Le Corbusier.

Die Orientierung in der Milchstraße ist einfach: Der größte Teil ist von einem ab 1811 systematisch angelegten rasterförmigen Straßennetz überzogen, die Straßen selbst sind bis auf einige Ausnahmen schlicht durchnummeriert. In Nord-Süd-Richtung verlaufen die Avenues, von Westen nach Osten die Streets. Den Abstand zwischen zwei Streets nennt man einen Block, 20 Blocks ergeben immer genau eine Meile (1,6 km). Die 5th Avenue trennt die Insel in einen Ost- und einen Westteil. Deswegen gibt es die Streets immer gewissermaßen in zwei Versionen, also etwa die 25. Straße als West 25th Street und als East 25th Street. Die Hausnummern starten in beide Richtungen an der 5th Avenue, werden also immer höher, je weiter man sich von ihr entfernt.

Prominentester Ausreißer aus dem Schema ist der Broadway, der sich dem Domestizierungswerk der eifrigen Stadtplaner hartnäckig widersetzte und sich immer noch wie sein indianischer Vorgänger leicht gekrümmt den Weg über die Insel bahnt. Er beginnt in Downtown Manhattan, wie man den Südzipfel der Insel bis hinauf zur 34th Street nennt. Hier liegen die Wurzeln der Stadt und die Viertel, die über Jahrhunderte natürlich gewachsen und nicht auf dem Reißbrett entstanden sind: der Hafen Seaport District, die Einwandererbezirke Chinatown, Little Italy und Lower East Side, das Literatenviertel Greenwich oder der Finanzbezirk rund um die Wall Street. Downtown ereignete sich aber auch der Terrorangriff vom 11. September 2001. Die Zerstörung der Zwillingstürme des World-Trade-Center und seiner Nachbarschaft sowie der Wiederaufbau des Gebiets markieren einen historischen Einschnitt, der auch das Stadtbild nachhaltig verändert hat. Mehr als 20 Jahre später lässt sich sagen: Es ist gelungen, Downtown Manhattan wiederzubeleben.

Im Bereich 34th bis 59th Street erstreckt sich Midtown Manhattan, wo die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt um die Gunst der Besucher buhlen: Da sind die elegantesten Wolkenkratzer wie etwa das Empire State oder das Chrysler Building – Ikonen, die mittlerweile aufgrund eines regelrechten Baubooms von sog. Supertalls (Wolkenstürmern von mehr als 300 m Höhe) im Schatten neuer Giganten „versinken“. Da ist das Museum of Modern Art, jüngst erweitert, um dem Besucheransturm gerecht zu werden. Und da ist der berühmte Times Square mit dem angrenzenden Theaterdistrikt. Auch die wichtigsten Shoppingmeilen, die 5th

und die Madison Avenue, befinden sich in Midtown.

Oberhalb der 59th Street schließlich beginnt Uptown Manhattan, das sich bis ganz in den äußersten Norden der Insel erstreckt. Uptown ist vor allem wegen des Central Park und der Museumsmeile entlang der 5th Avenue in der Upper East Side interessant.

Downtown oder Uptown Manhattan sind nur grobe Lokalisierungen (bei Midtown verhält es sich ein wenig anders), die auch im alltäglichen Sprachgebrauch keine große Rolle spielen. Gewöhnlich wird feiner differenziert, denn eigentlich besteht Manhattan aus vielen Neighbourhoods, Stadtvierteln mit bisweilen noch ethnischer Färbung wie etwa Chinatown oder Harlem, dem Viertel der Afroamerikaner. Andere wie TriBeCa, SoHo, NoMad oder Chelsea werden als Szeneviertel mit Hang zum exklusiven Lifestyle wahrgenommen, wieder andere wie die Upper East Side stehen für Reichtum und Noblesse.

So manch eine der vielen Nabes oder Hoods, wie die New Yorker sagen, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen aber auch als das Kunstprodukt gewiefter Immobilienspekulanten, die einer bis dato namenlosen Wohngegend den entscheidenden Schub verleihen wollten – so z. B. einem kleinen Fleckchen nördlich von Little Italy, das sich den klangvollen Titel NoLita (North of Little Italy) ans Revers heften darf, oder NoMad, was für North of Madison Square steht. FiDi steht für Financial District, TriBeCa ist die Abkürzung für Triangle below Canal Street, SoHo heißt so viel wie South of Houston Street und NoHo – Sie haben es richtig erraten – North of Houston Street.

Brooklyn

Wenn eines der outer boroughs aus dem mächtigen Schatten Manhattans heraustreten kann, dann ist es Brooklyn, das auf dem südwestlichsten Zipfel von Long Island liegt. Die berühmte Brooklyn Bridge verbindet das beliebte Borough mit Manhattan. Wer sie von dort aus überquert, erreicht zunächst den Brooklyn Bridge Park unterhalb von Brooklyn Heights, eine beschauliche Welt voller Brownstone-Wohnhäuser aus dem 19. Jh. Der angrenzende Stadtteil Dumbo (= Down Under Manhattan Bridge Overpass), lange Zeit eine Industriebrache, wird seit einigen Jahren von Investoren zu einem teuren Luxushort der Kreativität umgebaut. Das gleiche Schicksal ereilte Williamsburg und Teile Greenpoints, traditionelle und inzwischen „gentrifizierte“ Arbeiterecken Brooklyns, weshalb sich nun Bushwick zur jüngsten Künstler- und Galeristenmeile entwickelt. Alteingesessen ist dagegen das Brooklyn Museum, das mit seiner weltberühmten ägyptischen Sammlung ähnlich attraktiv wie das ungleich berühmtere Metropolitan Museum of Art ist. An Wochenenden pilgern Schnäppchenjäger und Gourmets nach Brooklyn zu Flohmärkten und Food Stalls. Das Nachtleben Brooklyns ist top. Und wer Vergnügungsparks liebt, findet mit Coney Island einen Rummelplatz am Strand – an heißen Tagen auch ein beliebter Platz für ein Bad im Atlantik.

Queens

Im Nordosten grenzt Brooklyn an den größten New Yorker Stadtteil Queens. Traditionell eher Wohnviertel, glänzt er jüngst mit einer lebendigen Restaurant- und Barszene. Besonders beliebt: die Viertel Long Island City und Astoria nahe Manhattan. Hier entstanden nach und nach auch einige Hotels, die deutlich günstiger sind als die Konkurrenz in Manhattan. Ein wichtiger Impuls dieses Wandels ging vom Museum PS1 aus, ein vom MoMA Manhattan in Queens eröffnetes Schwestermuseum für Gegenwartskunst. Das Museum of the Moving Image nahe der Astoria-Kaufmann-Studios spricht Filmfans an.

Bronx

Nördlich von Manhattan, jenseits des Harlem River, breitet sich der berüchtigtste Bezirk New Yorks aus, die Bronx, Geburtsort der Hip-Hop-Kultur. Erst langsam beginnt die Erneuerung der South Bronx, die für nächtliche Streifzüge nicht uneingeschränkt zu empfehlen ist. Im Zentrum und im Norden der Bronx dagegen hat sich manches zum Positiven entwickelt: mit dem Zoo, dem botanischen Garten und der von Italianitá geprägten Arthur Avenue existieren drei frequentiertere Ziele.

Staten Island

Beschaulich zeigt sich Staten Island. Die Insel südlich des Hafens ist fast dreimal so groß wie Manhattan. Dennoch hat sie Vorstadtcharakter: Fast die Hälfte aller Gebäude sind Einfamilienhäuser. Ein Ausflug lohnt sich, abgesehen von der Gratis-Überfahrt vorbei an der Freiheitsstatue, für Geschichtsinteressierte und Gourmets: Im Museumsdorf Historic Richmond Town scheint die Zeit stehen geblieben und in Little Sri Lanka isst man gut und günstig.

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