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Portugal

Orientiert in Portugal

... einer der ältesten Nationalstaaten Europas

Im Jahr 1140 rief sich der vormalige Graf von Portucale Afonso Henriques zum ersten König Portugals aus. Bis dahin hatte die besagte Grafschaft zum Königreich Leon und Kastilien gehört, einem der Vorgängerstaaten Spaniens. Zur Erlangung seiner vollen Souveränität musste Dom Afonso I, wie er sich nunmehr nannte, allerdings noch eine wichtige Formalität erledigen: die Zustimmung des Papstes einholen, denn ohne die war sein Königtum nichts weiter als ein weltlicher Papiertiger. Da der päpstliche Segen nicht ohne die Zahlung einer anständigen Gebühr zu erlangen war, musste zuerst verhandelt werden. Diese Verhandlungen zogen sich satte 39 Jahre hin, sodass die offizielle Geburtsurkunde des Landes in Form der päpstlichen Bulle Manifestis probatum erst 1179 ausgestellt wurde. Das mit dem Siegel des Papstes Alexander III. versehene Dokument wird heute im portugiesischen Staatsarchiv in Lissabon aufbewahrt.

... ein (reiches) Land am Meer

Portugal liegt dort, „wo das Land aufhört und das Meer beginnt“ – so heißt es beim portugiesischen Nationaldichter Luís Vaz de Camões. Tatsächlich grenzen der komplette Westen und Süden des Landes ans Wasser, die gesamte Küstenlinie ist mehr als 1000 Kilometer lang. Was heute immense badetouristische Vorzüge mit sich bringt, ist historisch der Grund für Portugals Aufstieg zur führenden europäischen Seefahrernation im 15. und 16. Jahrhundert. Das Land orientierte seine Aktivitäten quasi automatisch Richtung Übersee. Es erkundete, entdeckte und eroberte ferne Welten und tat das, was Eroberer zu allen Zeiten am liebsten getan haben: sich an den Ressourcen der eroberten Gebiete bedienen. Der aus den neuen überseeischen Besitzungen abgeschöpfte Reichtum wurde daheim im Mutterland großzügig in Wissenschaft, Kunst und Architektur investiert. Portugal erlebte so ein „goldenes Zeitalter”, dessen grandiose bauliche Zeugnisse vielerorts bis heute erhalten sind. Das architektonische Meisterwerk des goldenen Zeitalters schlechthin ist das prächtige Hieronymitenkloster in Lissabon.

... die Heimat berühmter Weine

Noch weit früher als in Steine für prächtige Gebäude investierte das Land in Reben – vermutet wird, dass bereits um 2000 v. Chr. im Tejo-Tal Wein gekeltert wurde. Erster fulminanter Exportschlager Portugals war der Portwein, der ab Mitte des 18. Jahrhunderts. in großem Stil in alle Welt verschifft wurde. Heute gehört der Portwein gewissermaßen zur DNA des Landes, omnipräsent ist er nicht nur im Norden, wo er angebaut wird. Ebenfalls aus dem Norden Portugals stammt der Vinho Verde. Der „grüne Wein“, der als Weiß-, Rot- und Roséwein vorkommt, wird jung getrunken und eignet sich in seiner weißen Variante ganz hervorragend als leichter, frischer Sommerwein. Hinter diesen Aushängeschildern der portugiesischen Weinproduktion lauert eine ganze Reihe von Geheimtipps aus nahezu allen Regionen des Landes, darunter der tiefrote Dão aus der gebirgigen Beira-Region im Zentrum Portugals oder der Castelão aus dem Alentejo im Süden.

... massentouristisch unterentwickelt

Die traditionelle Urlaubsregion Portugals ist die Algarve-Küste ganz im Süden des Landes. Dank der großartigen Strände ist der Tourismus hier schon lange etabliert, hinter den Briten stellen Touristen aus Deutschland das größte Urlauberkontingent. Massentouristische Auswüchse mit Hotelburgen und Partymeilen sind aber auch hier die Ausnahme. Für den Rest des Landes gilt das ohnehin. Zwar verzeichnet insbesondere der Norden Portugals seit ein paar Jahren steigende Touristenzahlen, sicht- und spürbare Auswirkungen hat das aber kaum: Die weitläufigen Atlantikstrände und die zugehörigen Badeorte sind weiterhin selbst in der Hochsaison alles andere als vollgestopft, und wer den Küstenstreifen Richtung Landesinneres verlässt, kommt von Kilometer zu Kilometer immer tiefer ins touristische Niemandsland.

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