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Regensburg

Orientiert in Regensburg

Nicht einfach Altstadt, UNESCO-Welterbe!

Regensburg ist mit 153.542 Einwohnern die viertgrößte Stadt Bayerns und erstreckt sich auf einer Fläche von gut 80 km2. Die mittelalterliche Altstadt mit einer Fläche von knapp 3 km2 bildet nahezu einen Halbkreis südlich der Donau, mit der Steinernen Brücke als Mittelpunkt. Nimmt man noch die Donauinseln und am nördlichen Ufer Stadtamhof dazu, beträgt die Nord-Süd-Ausdehnung 1,5 km, die Ost-West-Ausdehnung etwa 2,1 km.

Auf dem Gebiet der Altstadt finden sich heute rund 960 denkmalgeschützte Gebäude. Kein Wunder, dass sich die Auszeichnung als UNESCO-Welterbe 2006 darauf bezieht, dass die „Regensburger Altstadt mit Stadtamhof“ ein herausragendes Beispiel für eine mittelalterliche Handelsstadt ist, deren historische Entwicklungsstufen gut erhalten sind: im Kern mittelalterliche Gassen und Plätze, im Laufe der Zeit dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst.

Geschichte im Straßennetz

Das Stadtgebiet entwickelte sich in drei Stufen, die noch deutlich im modernen Stadtplan erkennbar sind. Das römische Legionslager aus dem 2. Jh. muss man ein bisschen suchen: Es wird im Süden umrissen von Fuchsengang und St.-Peters-Weg, im Westen von den beiden Bachgassen, im Norden von Goliathstraße und Unter den Schwibbögen und im Osten schließlich von Kolping- und Martin-Luther-Straße. Innerhalb dieses 450 mal 540 m großen Gevierts folgen die heutigen Straßen etwa den römischen: Fröhliche-Türken-​Straße, Weiße-Lilien-Straße und Pfauengasse entsprechen der römischen Nord-Süd-Achse; Drei-Kronen-Gasse, Schwarze-Bären-Straße, der Neupfarrplatz und die nach Westen verlängerte Gesandtenstraße bilden die Ost-West-Verbindung zwischen den damaligen Lagertoren.

Die westliche Stadterweiterung unter Herzog Arnulf im 10. Jh. mit der sog. Arnulfinischen Stadtmauer umfasste das außerhalb der Südwestecke gegründete Kloster St. Emmeram und das neu entstandene Kaufmannszentrum um Rathaus- und Haidplatz. Sie verlief entlang der Ostseite von Bismarck- und Arnulfsplatz nach Norden (Weißgerbergraben) und endete etwa am Eisernen Steg.

Die letzte Erweiterung im 13./14. Jh. bezog schließlich die Handwerker- und Arbeitersiedlungen auf beiden Seiten entlang der Donau mit ein, dazu noch einige Klöster. Über diese Grenze ist Regensburg erst im 19. Jh. hinausgewachsen. Sie ist am deutlichsten zu erkennen: Der Parkgürtel, der die Altstadt umschließt, wurde Ende des 18. Jh. entlang der Befestigungen des 13. Jh. angelegt und ist heute in etwa die südliche Grenze des Welterbe-Areals. Auch das 19. und 20. Jh. brachten Eingriffe in das mittelalterliche Stadtgefüge mit sich, der Zweite Weltkrieg hat der Altstadt zum Glück nicht sehr geschadet.

Geschlechtertürme und andere (moderne) Bauten

Das heutige Stadtbild ist von zwei seit dem hohen Mittelalter konkurrierenden Mächten geprägt: Die Bürger prunkten mit ihrem Rathaus, der barocken Stadtkirche und ganz besonders mit den mittelalterlichen Stadtburgen, deren einzigartige Geschlechtertürme das Stadtbild bestimmen. Die Kirche konterte mit ebenso zahlreichen Türmen von Klöstern und dem Dom – dessen Türme toppten schließlich im 19. Jh. die Geschlechtertürme!

Um 1800 brach der Klassizismus durch Bauten wie z. B. Theater und Präsidialpalais am Bismarckplatz mit den Formen der gewachsenen Stadt. Und da die Moderne immer Ansichtssache ist: Nach 1945 bis in die Mitte der 70er-Jahre wurden dann für Straßenprojekte ganze Blocks mittelalterlicher Bebauung abgerissen, die „Bürotürme“ beim Ernst-Reuter-Platz und der Kaufhausneubau am Neupfarrplatz zählen nicht zu den Perlen der Stadt.

Dem 21. Jh. verdankt die Altstadt zwei markante Neubauten: das neue Jüdische Gemeindezentrum mit Synagoge und das Haus der Bayerischen Geschichte am ehemaligen Donaumarkt.

Stadtteile um die Altstadt

Kumpfmühl (dort lag das erste Römerlager) wurde erst 1818 eingemeindet. 1904 kam das Gebiet des Klosters Karthaus-Prüll dazu. Erst 1924 wuchs die Stadt von knapp 18 km2 auf über 46 km2 durch die Eingemeindung der nördlich der Donau gelegenen Stadtteile (u. a. Steinweg und Stadtamhof). 1938 kamen die im westlichen Donaubogen gelegenen Gemeinden dazu, u. a. Großprüfening. Inzwischen ist die Stadt weit über die A 3 hinausgewachsen, aber dorthin kommen Gäste nur, wenn sie ins neue Jahn-Stadion wollen oder in den botanischen Garten der Universität.

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