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Westboehmen
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Westboehmen

Orientiert in Westböhmen

… eine kleine Region in einem kleinen Land

Westböhmen (Západní Čechy) nimmt eine Fläche von etwa 10.875 km2 ein. Damit ist das hier beschriebene Reisegebiet in etwa halb so groß wie Hessen. Es ist dünn besiedelt – teilen sich in Hessen fast 300 Einwohner einen Quadratkilometer, so sind es in Westböhmen gerade mal 80. Die beschauliche Region wird auf drei Seiten von Gebirgen umarmt: Im Norden erstreckt sich das Erzgebirge, daran schließen im Westen die Ausläufer des Fichtelgebirges und der Tschechische Wald (Český les) an. Der Süden hingegen wird von den waldreichen Höhen des Böhmerwaldes abgeschlossen. All diese Mittelgebirge weisen Höhen von über 1000 m auf.

Größte Stadt Westböhmens ist Pilsen (Plzeň) mit über 180.000 Einwohnern, größtes Kurbad Karlsbad (Karlovy Vary) mit knapp 50.000 Einwohnern. In der Kurbadrangliste folgen Marienbad (Mariánské Lázně, knapp 14.000 Einwohner) und Franzensbad (Františkový Lázně, 5700 Einwohner). Diese drei größten Heilbäder der Region stehen für das sog. „Bäderdreieck“. Gekurt wird im Reisegebiet aber auch in Joachimsthal (Jachýmov), Konstantinsbad (Konstantinovy Lázně), Bad Königswart (Lázně Kynžvart) und Klösterle an der Eger (Klášterec nad Ohří).

… voller Geschichte

Bis ins frühe 20. Jh. zählten die westböhmischen Kurorte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad zu den beliebtesten Schauplätzen der europäischen Hautevolee. Kaiser und Könige, Dichter und Denker, Reiche und Schöne zog es in die mondänen Bäder – weniger irgendwelcher Leiden wegen als vielmehr, um zu sehen und gesehen zu werden. Doch dann kamen Weltkriege, Vertreibung und Kommunismus. Hinter dem Eisernen Vorhang fiel das Bäderdreieck in den Dornröschenschlaf und geriet fast in Vergessenheit. Heute ist es längst wieder erwacht. Die traditionsreichen Kurbäder erhielten ein Facelifting, wie es sich so mancher Kurgast für sich selber wünscht.

… ein Dreigestirn

Karlsbad: Die Königin der Bäder ist der berühmteste und eleganteste der drei Kurorte. Und der internationalste, nicht nur zu den Filmfestspielen. Nach Karlovy Vary zieht es für gewöhnlich auch viele Russen (mit Gold um den Nacken), Asiaten (mit Selfiesticks) und arabische Familien (mit einer Schar von Kindern). Zuletzt aber war es ein wenig ruhiger um Karlsbad geworden, zuerst der Pandemie geschuldet, dann dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, dem ein EU-Flugverbot für russische Airlines folgte.

Wer Karlsbad als Standort wählt, findet ein breites Spektrum an Luxus- und Komforthotels, auch das gastronomische Angebot kann sich sehen lassen.

Marienbad: Mariánské Lázně ist der für uns schönstgelegene Kurort Westböhmens. Inmitten sanftgrüner Quellenlandschaft versammelt sich eine wahre Pracht an pastellfarbenen Bauten der Belle Époque. Marienbad ist jedoch deutlich kleiner als Karlsbad und präsentiert sich dementsprechend etwas schüchterner. Auch sind die Geldbörsen der Besucher dünner als in Karlsbad. In der hügeligen Landschaft drum herum lässt es sich – wie überall rund um die Kurorte und in Böhmen – herrlich wandern und Rad fahren. Fazit: Ein Ort zum Entschleunigen und Gesundwerden.

Franzensbad: Františkovy Lázně, das Musterbeispiel eines Heilbads im klassischen Sinn, ist heute eine echte Unschuld vom Lande und kommt ein wenig spießig daher. Das Publikum Franzensbads ist zudem schon etwas betagter, die Freizeitgestaltung beschränkt sich oft auf Tanztee.

… auch ein bisschen urban

Pilsen ist Studenten- und Bierstadt und gleichzeitig das Wohnzimmer der westböhmischen Kunst- und Kulturszene. Die kleine Metropole ist zudem ein prima Standort für alle, die gerne gut essen und abends auch mal in einer rumpeligen Szenekneipe oder einer Edelbar versacken wollen. In Pilsen ist – im Gegensatz zu den Kurorten – nicht alles auf hübsch und beschaulich getrimmt, und das tut auch gut.

… ein wenig märchenhaft

Durch die westböhmische Pampa zu ziehen, fühlt sich in Teilen so an wie eine Märchenstunde auf den Knien der Oma. Die Landschaft präsentiert sich vielerorts als ein Hänsel-und-Gretel-Setting – in das man sich auch direkt einmieten kann: in einer Blockhütte im Böhmerwald beispielsweise oder in einer familiären Pension auf der Hochebene des Erzgebirges. Und auch an schmucken Kleinstädten mit viel Natur drum herum mangelt es nicht.

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