Essen gehen

Wiener Küche

Die traditionelle Wiener Küche ist fleischig und deftig und verführt mit ebenso kalorienreichen Süß- und Mehlspeisen, worunter Kuchen, Teilchen und Torten subsumiert werden. Sie ist multikulinarisch und von den ehemaligen Kronländern der Donaumonarchie infiltriert, kommt in feinen (Sterne-)Restaurants wie dem Steirereck am Stadtpark raffinierter und in zeitgemäß urbanen In-Lokalen leichter und bisweilen mediterran oder asiatisch inspiriert daher.

Herzhaft

Zu den herzhaften Klassikern der Wiener Küche gehören das berühmte Wiener Schnitzel, im Original vom Kalb, das man sich in Mailand abgeguckt hat, oder Gulasch, dessen Rezept ursprünglich aus Ungarn stammt. Zum Ersten reicht man meist einen Kartoffel- bzw. Erdäpfel-Gurken-Salat, zum Zweiten Gebäck, womit verschiedene Brötchenvarianten gemeint sind. Zu ihrem Repertoire zählen Tafelspitz mit Kren, also gekochtes Rindfleisch mit Meerrettich, bei Plachutta in der Wollzeile übrigens besonders delikat, und diverse Gerichte mit Innereien. Letztere, etwa eine pikant abgeschmeckte haschierte Kalbslunge namens Beuschel, erleben gerade eine Renaissance. Das gilt auch für Weinbergschnecken, die man im katholischen Wien des 17. bis 19. Jh. überaus schätzte, weil sie auch am fleischlosen Freitag nicht tabu waren. Auf nahezu jeder Beislkarte stehen Back- oder Paprikahendl, Schinken- und Krautfleckerl, ein Auflauf mit kleinen quadratischen Nudeln. Als Beilagen dienen Eiernockerln oder (Semmel-)Knödel, wobei aus den übrig gebliebenen vom Vortag gern „Geröstete Knödl mit Ei und Salat“ gemacht werden. Das Gericht ist preisgünstig und lecker und steht auf nahezu jeder Kaffeehausspeisekarte.

Süß

Als Dessert oder zwischendurch zum Kaffee gönnt man sich wie in Ungarn bzw. Böhmen Palatschinken, Buchteln und Golatschen. Während der Pfannkuchen beim Palatschinken ganz bleibt, wird er beim Kaiserschmarrn in mundgerechte Stücke zerpflückt. Um den Süßspeisenklassiker ranken sich viele Legenden, die allesamt mit Franz Joseph und/oder seiner Sisi zu tun haben. Beim Stichwort süße Klassiker muss natürlich von Sachertorte die Rede sein. Als Alternative zu der einst im gleichnamigen Kaffeehaus kreierten, bis heute kredenzten und vielfach kopierten üppig schokoladigen Spezialität bieten sich z. B. Apfel- oder Topfenstrudel und in der Frühsommersaison Marillenknödel an (Topfen = Quark, Marillen = Aprikosen). Kaffee wird in Wien übrigens in vielen Varianten zubereitet und niemals mit den schnöden Worten „einen Kaffee, bitte“ bestellt. Man verlangt vielmehr eine Melange (Milchkaffee) bzw. einen kleinen Schwarzen oder Braunen (mit ein bisschen Milch), um nur die meist georderten zu nennen.

Schnell

An den quasi flächendeckend aufgestellten Würstelstandln werden Käsekrainer und Debrecziner gebraten und Burenwurst und Frankfurter gebrüht. Käsekrainer sind mit kleinen Käsewürfeln gefüllt, Debrecziner pikant gewürzt und slowenischer bzw. ungarischer Provenienz. Burenwurst ist aus Rind und Schwein und mit Knoblauch aromatisiert, die Bosna aus Fleisch oder Kräuterseitlingen gemacht. Als exklusiv Wiener-Fastfood-Alternative seien die „unaussprechlich guten Brötchen von Trzesniewski“ empfohlen. Bei denen handelt es sich tatsächlich um mundgerechte Roggenbrotschnittchen, die, mit vielen leckeren Pasten bestrichen, inzwischen stadtweit, vorzugsweise aber seit gut 100 Jahren im Mutterhaus von Trzesniewski in der Dorotheergasse zu genießen sind.

5 Tipps für 5 Abende

∎ „Blauensteiner. Zur Stadt Paris“ – Typisch wienerisch: Das schöne alte Gasthaus serviert schmackhafte Wiener Hausmannskost. Auch von mir persönlich verschmähte Innereien wie Nierndl sollen hier besonders lecker sein.

∎ „Glacis Beisl“ – Feine Wiener Bioküche: Verfeinerte Wiener Saisonküche aus regional und nachhaltig produzierten Zutaten, die im lauschigen Gastgarten besonders mundet.

∎ „Pizza Marì’“ – Pizza wie in Italien: Die Pizzeria mit eher spartanischem Interieur hält sich ans neapolitanische Original, sodass hier Büffelmozzarella auf die auch ansonsten gut belegte Pizza kommt.

∎ „modern korean“ – Scharf und frisch: Die freundlichen Schüler von Kultköchin Kim begeistern mit pikanter Asiaküche mit knackigem Gemüse und frischem Fisch.

∎ „Tian“ – Fleischlos glücklich: Hier gibt’s vegetarische und vegane Küche auf Michelinsternniveau, sodass das fleischlose kulinarische Glück seinen (freilich hohen) Preis hat.

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