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Sardinien
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Sardinien

Erlebnis Kultur

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Sardiniens Historie ist in großen Teilen eine Geschichte der Eroberungen. Jedoch beugten sich über viele Jahrhunderte hinweg die Bewohner nie vollständig den Invasoren vom Festland, vor allem das unwegsame Bergland blieb stets Rückzugsgebiet der wehrhaften Hirtenbevölkerung. Bis heute sind die sardischen Traditionen deshalb lebendig und authentisch geblieben. Aufregend und vielschichtig ist aber auch die Vorgeschichte, denn Sardinien besitzt eine einzigartige Dichte an archäologischen Stätten.

Alghero: Die schönste Stadt Sardiniens wird sie genannt, fast 400 Jahre lang regierten die Spanier aus Aragon. In der autofreien Altstadt hat sich der spanische Charakter erhalten, zum Meer hin geschützt ist sie von einer monumentalen Stadtmauer mit mächtigen Basteien und Rundtürmen.

Cagliari: Die Hauptstadt wende der Insel egoistisch den Rücken zu, sagt man. Sehenswert ist das Castello-Viertel hoch über der Innenstadt mit dem archäologischen Nationalmuseum, in dem die filigranen Bronzefiguren der Nuraghier verwahrt werden. In der Unterstadt quirlt abends das Leben, Cagliari ist jung, bunt und lebendig.

Orgosolo: Lange galt das Bergdorf als einer der rebellischsten Orte Sardiniens, hartnäckig lehnte man sich gegen die Zentralgewalt vom italienischen Festland auf. Zahllose Wandbilder (Murales) künden von der brisanten Vergangenheit. Sie sind Protest gegen Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Willkür, aber auch der Versuch, die eigene Geschichte zu erklären. Kaum eine Wand im Zentrum, die nicht bemalt ist – Orgosolo hat die umfangreichste Murales-Serie Sardiniens.

Isola Caprera: Die Insel der Pinienwälder und schönen Strände – und des einstigen Nationalhelden Giuseppe Garibaldi, der sich hier seinen Altersruhesitz schuf.

Grazia Deledda: Die Schriftstellerin aus Nuoro erhielt 1926 den Literaturnobelpreis. Ihr Geburtshaus kann besichtigt werden.

Nuraghen, Brunnentempel und Gigantengräber: Für archäologisch Interessierte ist Sardinien ein mehr als lohnendes Ziel, finden sich hier doch zahllose Relikte der frühesten Historie. Bedeutendste Überbleibsel sind die bizarren „Nuraghen“ aus dem 2. Jt. v. Chr. Diese Türme aus roh aufeinander geschichteten Steinblöcken ähneln überdimensionalen Bienenstöcken und stehen zu Tausenden in der sardischen Landschaft, etwas Vergleichbares gibt es in ganz Europa nicht. Dazu kommen die nuraghischen Brunnentempel namens „Pozzi Sacri“, in denen das als heilkräftig angesehene Wasser verehrt wurde. Ihre Toten beerdigten die Nuraghier in Gemeinschaftsgräbern, den sog. „Tombe dei Giganti“.

Pisanische Landkirchen: Vor allem im Norden Sardiniens stehen sie – wahre Kleinode in reinster Romanik, die bis heute stilecht erhalten sind. Die Papstkirche sah sich im frühen Mittelalter auf Grund der (gefälschten) Konstantinischen Schenkung als Eigentümer Sardiniens und sandte Mönchsorden auf die Insel, die die Sakralbauten oft weitab von Ortschaften errichteten.

Hirten und Banditen: Das oft kolportierte „Banditentum“ auf Sardinien war die Gegenreaktion der halbnomadisch lebenden Hirten des Berglands auf die Übergriffe wechselnder Fremdherrscher, die über Jahrhunderte hinweg die gewachsenen Boden- und Besitzverhältnisse zerstörten. Die traditionelle Weidewirtschaft Sardiniens war auf freie Nutzung des vorhandenen Bodens angewiesen. Als die Spanier dieses Prinzip im 15. Jh. brutal unterbanden, wurde den Hirten ihre Lebensgrundlage entzogen.

Feste und Traditionen: Kein Dorf, das nicht seine Traditionen pflegt, die vielfältigen Trachten sind von Ort zu Ort verschieden und werden selbstbewusst zur Schau getragen, vor allem bei den großen Inselfesten Sagra di Sant’Efisio in Cagliari, Calvacata Sarda in Sassari und Festa del Redentore in Nuoro. Faszinierend sind auch die polyphonen Gesänge Sardiniens, die die Zuhörer in eine magisch anmutende Welt entführen, geprägt von der Archaik des Hirtenlebens.

Sardische Küche: Die genuine sardische Küche stammt aus dem Inselinneren und ist eine Küche der Hirten und Bauern – Wurstwaren und gebratenes Fleisch samt Innereien, z. B. Wildschwein und Spanferkel, dazu reichlich Brot (es gibt über hundert Sorten!) und Käse. Man genießt sie am ehesten in den zahlreichen Agriturismo-Betrieben.

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