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Venedig

La Laguna veneta

Wasserlandschaft

Die Lagune von Venedig ist das Ergebnis eines dynamischen Zusammenspiels des Meeres und der Flüsse aus dem Hinterland. Einige der größten Flüsse Norditaliens – Po, Etsch (Adige), Brenta, Sile und Piave – münden nur wenige Kilometer voneinander entfernt in die Adria. Die Sedimente, die von den Flüssen ins Meer getragen wurden, wurden von der Strömung des Meeres zu Sandbänken aufgespült – eine Landschaft in Bewegung. Nur drei Durchlässe in den vorgelagerten Nehrungsinseln verhindern heute, dass sich die Laguna veneta zu einem flachen Binnenmeer zwischen Festland und Adria schließt, und ermöglichen der Lagune den Wasseraustausch. Innerhalb der Lagune haben die Gezeiten des Meeres und der Zustrom der Flüsse eine sumpfige Brackwasser-Landschaft geformt – nicht Wasser, nicht Land.

Der Mensch in der Lagune

Mitten hinein gründeten Menschen ihre Wassersiedlungen und begannen mit der Kultivierung dieser Wasserlandschaft, indem sie Salinen anlegten, Fischteiche eindämmten und Anbauflächen trockenlegten. Durch die Salinen konnte man sich schon in frühester Zeit selbst mit Salz versorgen und vor allem damit handeln, Fischfang und Fischzucht sowie urbar gemachte Anbauflächen für Gemüse sicherten die Ernährung der Lagunenbewohner. So diente die Lagune den Venezianern seit jeher als Lebensgrundlage.

Aber die vielgestaltige Wasserlandschaft bot den Menschen auch Schutz. Den frühen Siedlern war sie ein sicherer Rückzugsort in wirren Zeiten. Und auch für die zur Seemacht erblühte Serenissima war ihre Lage in der Lagune über die Jahrhunderte von existentieller Bedeutung: Die Lagune war Venedigs Festung. Das unter der Wasseroberfläche verborgene Gewirr aus Kanälen und Untiefen war Venedigs uneinnehmbare Festungsmauer. Diese einzigartige Verteidigungsanlage haben die Venezianer stets gepflegt. Längst wäre die Lagune wohl verlandet, hätte Venedig nicht schon im 14. Jh. damit begonnen, die einmündenden Flüsse umzuleiten, in der Lagune Wasserwege schiffbar zu halten und damit die einzigartige Lagunenlandschaft zu erhalten und zu formen.

Die nördlichen Laguneninseln

Nördlich von Venedig, gegenüber der Fondamente Nove, liegt die stille Isola di San Michele. Sie ist die stimmungsvolle Friedhofsinsel Venedigs. Von der unweit gelegenen Isola di Murano hat dank ihrer berühmten Glasbläser sicher jeder schon mal etwas gehört. Bis heute bestimmt das alte Glasbläserhandwerk Leben und Alltag der Insel. Auch auf der kleinen Isola di Burano wird altes Kunsthandwerk gehegt: kostbare Spitzenstickerei. Berühmt aber ist Burano vor allem für seine fotogenen, knallbunt leuchtenden Hausfassaden. Die ruhige Schwesterinsel Mazzorbo dagegen wird vor allem von Gemüsegärten und Weinfeldern geprägt. Älteste Siedlungsspuren in der Lagune finden sich nördlich von Burano und Mazzorbo. Die Isola di Torcello war vor dem Aufstieg Venedigs ein blühendes, bedeutendes Zentrum. Überaus sehenswert ist die uralte Basilika, von deren Campanile sich ein eindrucksvoller Blick auf die Lagunenlandschaft bietet.

Bis heute eine Klosterinsel ist die abgeschiedene Isola di San Francesco del Deserto. Die Isola di Sant’Erasmo und die Isola delle Vignole dagegen sind die Gemüseinseln der Lagune. Vor Sant’​Erasmo liegt auch eine der beiden Quarantäneinseln, die man heute besichtigen kann: Lazzaretto Nuovo – die andere, Lazzaretto Vecchio, liegt im Süden der Lagune.

Die südlichen Laguneninseln

Zwei schlanke Nehrungsinseln trennen den südlichen Teil der Lagune von der Adria: die unspektakuläre Isola di Pellestrina ganz im Süden und natürlich der Lido di Venezia. Der Lido ist nicht nur Venedigs Hausstrand, sondern auch das Revier des „Goldenen Löwen“, der alljährlich auf dem renommierten Filmfestival von Venedig verliehen wird.

Vor dem Lido liegt die Isola di San Lazzaro degli Armeni, eine weitere Klosterinsel. Hier leben, beten und arbeiten bis heute armenische Mönche des Ordens der Mechitaristen. Nur einen Steinwurf vom Lido entfernt befindet sich die zweite Pestinsel: Lazzaretto Vecchio. Doch mit der Einrichtung von Lazzaretto Nuovo als Quarantänestation diente Lazzaretto Vecchio dazu, Erkrankte zu isolieren. Solche „Inseln des Schmerzes“, meist ehemalige Klosterinseln, gab es mehrere in der südlichen Lagune. Eine davon, San Servolo, ehedem psychiatrische Anstalt, erinnert daran und kann heute besichtigt werden. Hinzu kommen eine Handvoll Hotelinseln (meist Luxussegment) und einige Privatinseln.

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