Menschen, Städte und Kultur

Inseln der Seligen

Ganz klar: Wer auf diesen friedlich-beschaulichen Inseln aufgewachsen ist, kann nicht auf Krawall gebürstet sein. Die Azoren sind eines der sichersten Reisegebiete Europas, die Insulaner selbst Sweethearts. Der Umgang mit Touristen ist unaufdringlich, höflich und korrekt. Doch etwas Zeit bzw. paciência (Geduld) sollte man mitbringen, vieles kann dauern. Denn so manche Einrichtung – egal ob Laden, Museum oder Behörde – wird nur von einer einzigen Person am Laufen gehalten. Und ist diese mal krank oder sind deren Kinder krank, dann bleibt der Rollladen unten. Auf den Azoren vertraut man sich noch gegenseitig, insbesondere auf den kleineren Inseln. Wo sonst sagt Ihnen ein Autoverleiher: Stellen Sie das Auto einfach am Fährhafen ab und legen Sie den Schlüssel ins Handschuhfach! Nirgendwo fühlt man sich bedroht – was zu schier sträflichem Leichtsinn führen kann.

Ein Volk, das Feste feiert

Wenn’s irgendwo böllert, dann steigt eine Festa. Meist böllert es schon Tage im Voraus. Mit viel Bier und Hingabe bereiten die Azoreaner ihre Feste vor, ganz nach dem Motto: Wenn’s zur eigentlichen Festa regnen sollte, hat man wenigstens im Vorfeld schon seinen Spaß gehabt. Zu Prozessionen bekommen Straßen und Plätze liebevoll arrangierte Blütenwege verpasst, darüber wehen kunterbunte Fähnchen. Während der Heilig-Geist-Feste im Frühjahr und Sommer laufen die Azoreaner zur Hochform auf. Dann gibt es auf manchen Inseln (insbesondere auf Terceira) auch Stierkämpfe auf der Straße. Zaungäste sind immer willkommen. Am Anfang jedes Inselkapitels wird auf die größten Events aufmerksam gemacht, für Stierkämpfe

Stadtgeflüster

Ponta Delgada: Dass die Azoren mancherorts durchaus urban wirken können, zeigt sich insbesondere in Ponta Delgada, der inoffiziellen Hauptstadt des Archipels. In den engen Pflastergassen reiht sich Geschäft an Geschäft, dazwischen Caféterrassen, Klöster, Kirchen und Paläste. Selbst der eine oder andere Hipsterspielplatz ist hier zu finden.

Angra do Heroísmo auf Terceira hingegen ist eine Renaissanceperle, die noch heute jenen Reichtum zur Schau stellt, den einst die Galeonen auf dem Weg zwischen der Alten und der Neuen Welt auf die Insel brachten.

Horta auf Faial ist ein durch und durch elegantes Städtchen mit zuckertortigen Gebäuden in Weiß und Pastell. Im Yachthafen treffen sich Seebären aus aller Welt.

Kreative Azoren

In Sachen Kunst und Kultur können die Inseln mit dem Festland zwar nicht mithalten. Dass aber immer mehr kreative Köpfe von dort zuziehen (und nicht nur aus Portugal!), tut der Szene gut. Theater gibt es nur wenige, auf fast allen Inseln aber Konzertsäle und kleine Galerien.

Kunst in Galerien und auf Straßen: Arbeiten zeitgenössischer azoreanischer Künstler wie Urbano oder Tomaz Sousa Borba Vieira zeigt z. B. hin und wieder die Galerie Fonseca Macedo in Ponta Delgada. Kunst findet aber nicht nur drinnen, sondern auch draußen statt – spannende Streetart international renommierter Künstler kann man selbst auf Corvo bestaunen.

Festival: Das Kunstfestival der Inseln schlechthin nennt sich Walk & Talk und findet alle ungeraden Jahre im Herbst auf São Miguel statt (andafala.org).

Die besten Museen im Überblick

Arquipélago in Ribeira Grande (São Miguel): Die Ausstellungen in diesem Tempel zeitgenössischer Kunst, einer schick konvertierten ehemaligen Alkohol- und Tabakfabrik, gehören zu den besten ganz Portugals. Ein Muss!

Museu Carlos Machado in Ponta Delgada (São Miguel): Das größte Museum der Azoren ist in einem ehemaligen Kloster aus dem 16. Jh. untergebracht. Es verfügt über einen riesigen Fundus an Naturgeschichtlichem, sakraler und weltlicher Kunst.

Centro de Interpretação do Vulcão in Capelinhos (Faial): Architektonisch spektakuläres Museum, das unter (!) der Aschewüste am Westzipfel Faials erbaut wurde und über den Vulkanausbruch von 1957/58 informiert.

Museu Industrial da Baleia in São Roque (Pico): Industriemuseum in einer 1983 aufgegebenen Walfabrik. Hochspannend! Auf der Insel gibt es noch zwei weitere Museen, die sich dem Walfang bzw. den Walfängern widmen.

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